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Skulpturales Design: Wenn Kunst Produktdesign inspiriert

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Beim Entwerfen von Möbeln denkt man in der Regel an den Komfort oder den Nutzen, den sie haben sollen. Was aber, wenn es sich um skulpturale Designs handelt? Verfolgen Designer beim Entwurf von skulpturalen Möbeln oder Einrichtungsgegenständen einen anderen Ansatz? Wir sprachen mit Florian Kallus vom Kölner Designduo KASCHKASCH über ihre Arbeitsweise.

KASCHKASCH wurde 2011 von Florian Kallus und Sebastian Schneider gegründet. Das Designduo ist in den Bereichen Produktdesign, Art Direktion international tätig. Der Name KASCHKASCH setzt sich aus den Nachnamen Kallus und Schneider zusammen Copyright: KASCHKASCH / Thomas Rabsch

KASCHKASCH wurde 2011 von Florian Kallus und Sebastian Schneider gegründet. Das Designduo ist in den Bereichen Produktdesign, Art Direktion international tätig. Der Name KASCHKASCH setzt sich aus den Nachnamen Kallus und Schneider zusammen Copyright: KASCHKASCH / Thomas Rabsch

1. Skulpturale Formen haben beim Interieur sukzessive unsere Wohnräume erobert. Wie nehmt ihr als Designer den skulpturalen Trend wahr?

Klar, der Trend ist da. Es geht um raumgreifende Möbelstücke, die eine sehr starke skulpturale Anmutung haben. Ich persönlich bin ein großer Fan von Möbeln, denen ein starkes Konzept zu Grunde liegt – das Konzept kann funktionaler Natur sein, aber natürlich auch rein formal. In unsere Arbeit als KASCHKASCH verfolgen wir meist eine Balance zwischen Ästhetik und Funktion und versuchen, diese in Einklang zu bringen.

2. Beim Entwerfen von Möbeln denkt man in der Regel an den Komfort oder den endgültigen Nutzen, den sie haben werden. Wie entwickelt man ein Möbelstück, das einen künstlerischen Benefit haben soll?

Gute Frage, ich denke, ein Stuhl z.B., auf dem „Mann“ nicht sitzen kann, muss schon eine unglaublich tolle Skulptur sein, um mich zu überzeugen :)

 Der Kleiderständer 908 für Rolf Benz ist eine Hommage an die Einlinienzeichnung von Pablo Picasso. Copyright: Thomas Wiuf Schwartz

Der Kleiderständer 908 für Rolf Benz ist eine Hommage an die Einlinienzeichnung von Pablo Picasso. Copyright: Thomas Wiuf Schwartz

3. Ihr habt für Rolf Benz den Kleiderständer 908 entworfen. Das Projekt ist eine Hommage an Pablo Picasso und seine Technik der Einlinienzeichnung. Wie ist die Idee entstanden?

Ich bin ein großer Picasso Fan und bei dem 908 Projekt haben wir uns von den Oneline Drawings inspirieren lassen – ein schönes Projekt und auch ein gutes Beispiel, wie Kunst Produktdesign inspirieren kann.

Die skulptural anmutenden Metallrohre von 908 enden in einem einzigartigen Stummen Diener. Jedes Rohr hat seine eigene Existenzberechtigung und Funktion, um die Kleidung direkt an den Rohren oder mit einem Kleiderbügel aufzuhängen. Copyright: Rolf Benz / KASCHKASCH

Die skulptural anmutenden Metallrohre von 908 enden in einem einzigartigen Stummen Diener. Jedes Rohr hat seine eigene Existenzberechtigung und Funktion, um die Kleidung direkt an den Rohren oder mit einem Kleiderbügel aufzuhängen. Copyright: Rolf Benz / KASCHKASCH

4. Wie seid ihr bei der Entwicklung von 908 vorgegangen? War euch beim Designprozess von Anfang an wichtig, dass der Kleiderständer auch als Produkt allein im Raum wirkt?

Wir haben erst skizziert und dann sehr schnell mit Draht erste kleine Modelle gebogen. Dann sind wir über 3D am Computer in erste Prototypen 1:1 gegangen. Auch hier war uns wichtig, die skulpturale Anmutung in eine gute Balance mit der Funktionalität zu bringen. Jede Ebene des Stummen Dieners hat eine Funktion – die Ablage von Kleidung.

Die Struktur der Lampe Bolita von Marset ist so einfach wie magisch: Eine abgerundete Oberfläche, in der sich eine LED auf einer zentralen Achse befindet. Und eine sich überlappende Glaskugel, die, wenn sie bewegt wird, einen Eklipse-Effekt erzeugt. Copyright: Marset / KASCHKASCH

Die Struktur der Lampe Bolita von Marset ist so einfach wie magisch: Eine abgerundete Oberfläche, in der sich eine LED auf einer zentralen Achse befindet. Und eine sich überlappende Glaskugel, die, wenn sie bewegt wird, einen Eklipse-Effekt erzeugt. Copyright: Marset / KASCHKASCH

5. Skulpturales Design verbindet man häufig mit ausdrucksstarken Leuchten. Für Marset habt ihr die Lampe Bolita entworfen – eine Tischleuchte, die wie ein kleines Kunstwerk wirkt. Wie seid ihr auf dieses außergewöhnliche Dimmverfahren gekommen?

Auf das Dimmverfahren sind wir zufällig gestoßen. Zwei Kreise, die sich übereinander schieben und damit den Lichtdurchfall / Dimmen abbilden. Ein total tolles Projekt mit einer ganz besonders tollen Firma. Die Leuchte Bolita zeigt sehr gut unsere Philosophie und Arbeitsweise auf.

Wenn man Bolita bewegt, wird das Licht gedimmt oder verstärkt – ein Wechselspiel, das durch seinen schönen visuellen Effekt besticht. Copyright: Marset / KASCHKASCH

Wenn man Bolita bewegt, wird das Licht gedimmt oder verstärkt – ein Wechselspiel, das durch seinen schönen visuellen Effekt besticht. Copyright: Marset / KASCHKASCH

6. Möbel und Objekte, die über ein zeitloses Design verfügen, sind besonders langlebig, da sie häufig Generationen überdauern. Steht skulpturales Design dazu im Widerspruch?

Ich denke schon, dass ein Großteil der rein skulpturalen Möbel eine Halbwertszeit hat und somit lediglich einen Trend bedient, der eines Tages vorbei ist.

7. Und eine Frage zum Schluss: Als Designer ist man auch ein Art Visionär, wenn es um die Gestaltung von Produkten geht. Welche Möbeltrends werden 2025 verschwinden, welche werden neu dazukommen?

Ein sehr großes Thema aktuell ist die Nachhaltigkeit. Es gibt immer mehr z.B. Sofas, welche sich neu ab- und wieder neu beziehen lassen. Dass sich die Komponenten separieren und recyceln lassen, ist unglaublich sinnhaft und wichtig. Es passiert gerade viel, und dennoch ist noch sehr viel Luft nach oben. Ein Thema, was uns auch in unserem täglichen Schaffen stark beschäftigt.
Und ich bin gespannt, wann der Beige/ Greige Trend vorbei ist :)