Köln: 12.–16.01.2025 #immcologne

DE Icon Pfeil Icon Pfeil
DE Element 13300 Element 12300 EN

Interview mit Yael Mer zum Pure Talents Contest 2024

Seite teilen
DruckenSeite drucken Lesedauer ca. 0 Minuten

Im Interview zeigt sich Jurymitglied Yael Mer beeindruckt von dem Interesse junger Designer am Pure Talents Contest und hat für die kommende Generation einen Rat.

Yal Mer, Raw-Edges

Wie bewertest du die Ergebnisse des Pure Talent Contests?

Zunächst mal ist die schiere Menge an Einsendungen unglaublich! Das habe ich als Jury-Mitglied so noch nicht erlebt. Das zeigt, wie groß das Interesse der jungen Designer auf Wettbewerb, Gemeinschaft und Ausstellungsmöglichkeiten ist. Ich finde, das ist ein gutes Zeichen. Natürlich auch für die Organisatoren.

Und kannst du etwas zur Art der Einreichungen sagen?

Ich war fast ein wenig überrascht, dass sich, verglichen mit der Zeit unserer Teilnahme 2008 eigentlich gar nicht so viel geändert hat. Sicherlich zeigen sich formale Entwicklungen, und die Entwürfe waren vielleicht ein bisschen weniger experimentell – aber nichts Grundsätzliches. In der Kategorie Circular überwiegen die experimentellen Arbeiten dann aber wieder deutlich. Hier wurde vor allem mit dem Material selbst experimentiert. Zwar ähneln sich die Ergebnisse an der Oberfläche – die Entwürfe sehen zumeist sehr erdig und körnig aus –, aber ich schätze sehr, wie intensiv nach neuen, nachhaltigen Materialien für das Produktdesign gesucht wird.

Welche Einsendungen haben dich am meisten überzeugt?

Es gab durchaus Unterschiede in der Ausarbeitung der Entwürfe. In manchen Kategorien, wie etwa Spaces, ist es natürlich schwierig, Modelle zu bauen. Auch wenn gute Renderings wichtig sind, um einen ersten Eindruck von einem Produkt zu bekommen, waren die Arbeiten, die noch einen Schritt weiter gehen und Modelle bauen, in der Regel überzeugender. Gerade beim Möbel- und Produktdesign zeigen die gebauten Entwürfe ein deutlich höheres Level und bekommen automatisch mehr Aufmerksamkeit – und das traf nicht auf die Mehrheit, aber auf einen guten Anteil der Einsendungen zu.

Dein Rat?

Selbst bei Entwürfen für größere Räume kann es sich lohnen, einen Teilaspekt herauszugreifen und im Modell zu präsentieren. Das erhöht die Attraktivität für die Besucher und die Chance auf eine Nominierung oder einen Auftrag.

Yael, du hast 2008 ja selbst erfolgreich an dem Nachwuchswettbewerb der imm cologne teilgenommen, der damals noch D3 Design Talents hieß. Welche Trends konntest du im Vergleich dazu bei den diesjährigen Einreichungen feststellen in Bezug auf Formen und Farben, Materialverwendung, Nachhaltigkeit etc.? Gab es mehr oder weniger Experimente als zur Zeit deiner Contest-Teilnahme?

Ich erinnere mich an viele experimentelle Arbeiten, die zu dieser Zeit den Wettbewerb prägten. Aber der Vergleich ist schwierig. Heute konzentrieren sich die jungen Designer in ihrer experimentellen Arbeit nicht so sehr auf den Designprozess, auf das Produkt selbst und seine Performance als auf die Möglichkeiten einer nachhaltigen Produktion und Nutzung. Sie probieren nachhaltige Materialen und zirkuläre Konzepte aus.

Welche Eindrücke vom Wettbewerb waren damals für dich am wichtigsten?

Mich interessierte, ob sich kleine Papiermodelle auf einen größeren, menschlichen Maßstab übertragen und nutzen lassen. Dazu haben wir die kleinen Papiermodelle zu großen 1:1-Modellen vergrößert und diese Papiervolumina mit Polyurethanschaum gefüllt. Und das Ergebnis der Begegnung zwischen Papier und Schaum war so schön! Später haben wir das Papier durch ein Holzfurniermaterial ersetzt. Das Projekt führte uns schließlich zur Zusammenarbeit mit Cappellini.

Was sind heute die größten Herausforderungen für junge Designer?

Nachhaltigkeit ist die Herausforderung für junges Design. Das Thema war auch für uns immer wichtig, aber es ist für die nachrückende Generation sehr viel dringlicher geworden. Dabei sind sehr viele Aspekte zu berücksichtigen: Wie kann das Produkt gut altern? Wie lassen sich die Elemente und Materialen trennen und recyceln? Ist es umweltfreundlich zu produzieren? Und vieles mehr. Und eigentlich ist es aus heutiger Sicht betrachtet eine Schande, dass wir uns nicht schon viel früher auf die Entwicklung solcher Produkt- und Materialeigenschaften fokussiert haben. Eine andere Herausforderung ist heute die Sichtbarkeit. Mit einer Messe wie zum Beispiel der imm cologne war es einfacher: Sie war „the place to be" und versammelte die Aufmerksamkeit der Branche und Designwelt auf einen Punkt. Heute gibt es mit Instagram und den anderen Plattformen so viele Alternativen, die zu berücksichtigen sind. Was die Tatsache, dass der Pure Talents Contest eine so hohe Teilnahme verzeichnen kann, umso bemerkenswerter macht!