Köln: #immcologne

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Raw-Edges Design Studio gestaltet die Installation Circles zum Thema „Sense Of Surface“

Interview mit Yael Mer zu Installation Circles imm cologne 2024

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Die Installation erkundet auf faszinierende Weise das Zusammenspiel von Licht und strukturierten Oberflächen, die speziell für die imm cologne 2024 geschaffen wurden. Sie bilden mit dem speziell hierfür in 3D-Technik bedruckten Vorhang eine Einheit – eine halbtransparente, bedruckte Oberfläche, die Besucher dazu einlädt, die Installation zu betreten und in ein immersives und interaktives Erlebnis einzutauchen.

Yael Mer, Raw-Edges

Yael, du und dein Partner Shay gestaltet für die Event-Plattform Circles auf der bevorstehenden imm cologne 2024 eine Installation zum Thema Oberflächen. Was waren eure Ideen dazu?

Die Installation hat mehrere Ebenen. Zunächst wollten wir eine Insel der Ruhe innerhalb des geschäftigen Messebetriebs schaffen. Die Besucher sind eingeladen, ein paar Augenblicke der Stille, der visuelle Ruhe zu genießen. Man betritt einen durch Vorhänge von der Umgebung abgegrenzten runden Raum mit einer angenehmen Atmosphäre, wo man sich ablenkungsfrei auf eine Sache konzentrieren kann: die Leuchtobjekte, die hier frei im Raum schweben.

Zeigt ihr hier auch Arbeiten aus den letzten Jahren, die euch internationale Anerkennung gebracht haben – wie etwa 2020, kurz vor der Pandemie, die Auszeichnung A&W Designer des Jahres?

Nein, wir wollten lieber etwas ganz Neues ausprobieren. Uns hat natürlich als zweiter Aspekt das uns von der imm cologne angetragene Thema interessiert: die Sinnlichkeit der Oberfläche. Wie lässt sich eine Oberfläche in einen komplexen, dreidimensionalen Körper verwandeln? Daraus ist eine kleine Reihe von fast körperlosen Leuchten aus durchscheinendem Mesh entstanden, deren Oberfläche mit Einschalten des Lichts an Transparenz verliert und einen opaken Körper formt. Wir wollen, dass die eintretenden Besucher diese Verwandlungen mit den immer wieder sanft wechselnden Beleuchtungszuständen wahrnehmen können. Die dritte Ebene unseres Experiments ist der technische Aspekt. Wir haben eine raffinierte Oberfläche entwickelt: Das Mesh wird nach dem Prinzip der Maßarbeit in 3D-gedruckt – aber flach. Es lässt sich nahtlos biegen und verbinden und wird vor Ort in dreidimensionale, volumetrische Formen auseinandergefaltet.

Das heißt, ihr arbeitet mit der Oberfläche als einer Struktur und macht daraus Volumen beziehungsweise dreidimensionale Leuchtobjekte?

Genau. Und obwohl die Lichtquelle verborgen bleibt, projiziert das komplexe Lichtspiel strahlende Helligkeit auf die strukturierten Oberflächen und verwandelt sie in faszinierende visuelle Erlebnisse. Und dabei sparen wir auch Material und Kosten. Vor allem aber entsteht bei der Produktion des flachen Meshs so gut wie gar kein Abfall.

Womit ein Nachhaltigkeitsaspekt verbunden ist …

Das ist die Grundvoraussetzung. Wir achten sehr darauf, welches Material wir benutzen, es soll möglichst nichts weggeworfen werden. Diese Installation ist eine der ersten nach einer langen Zeit Corona-bedingter Zurückhaltung, in der wir uns auf Produktentwicklungen konzentriert haben. Wir sind also voller Energie und Vorfreude auf das Event und wollen es richtig genießen. Eine Installation, die nach nur wenigen Tagen nichts als Müll zurücklässt, weil die Materialien entsorgt werden müssen, würde uns die Freude daran verderben. Schon deshalb nutzen wir für den kompletten Aufbau nur Material und Elemente, die wiederverwertet sind beziehungsweise durch die Messe weiterverwendet werden können.

Auch der Vorhang ist eine Einzelanfertigung, richtig?

Der Vorhang ist integraler Teil der als ein Ganzes gestalteten Installation. Auch er behandelt das Oberflächenthema auf innovative Weise. Der Vorhang nutzt die von Kornit entwickelte revolutionäre 3D-Pigmenttintenschichtungstechnologie und verfügt über eine dreidimensionale Oberfläche, die an Stickerei erinnert. Durch die Digitalaufdrucke erhält der Vorhang Apollo, ein halbtransparentes Textil von RÖKONA, eine gewisse Stärke und ein eigenes Volumen. Das Ergebnis eine durchsichtige bedruckte Oberfläche, die mit den im Inneren präsentierten 3D-gedruckten, leuchtenden Oberflächen zusammenarbeitet. Das wirkt wie eine Einladung, einzutreten und in ein interaktives Erlebnis einzutauchen.

Spiegeln sich in eurer Installation noch weitere Interior Design Trends wider?

Wir versuchen uns zwar, uns vom allgemeinen Trendgeschehen zu distanzieren, aber das ist natürlich nicht wirklich möglich – wir leben schließlich nicht in einer Bubble. Ich denke aber, dass das, was uns zurzeit beschäftigt, auch viele andere Designer umtreibt. Und das ist die Nachhaltigkeit und Langlebigkeit von Produkten. Uns interessiert nicht so sehr, welche Farbe, welchen Stoff oder welches Muster wir nehmen – es gibt so viele wunderschöne Möglichkeiten, die man auswählen und zelebrieren kann. Was uns wirklich interessiert ist, wie die Dinge gemacht sind und in unsere Umwelt passen.

Welche Ansätze für nachhaltige Produkte im Wohnbereich sind im Design am erfolgreichsten zu verfolgen?

Unser Ziel sollte es sein, Wohnobjekte zu nutzen, die entweder ein zweites Leben vor sich oder bereits eines oder mehrere hinter sich haben. Wir sind davon überzeugt, dass Materialien und Produkte an Wert gewinnen, wenn sie eine Vergangenheit haben. Alles, was wir bei Raw Edges machen, wird von diesem Gedanken getragen. Wie unser modulares Sofa für Cozmo Home. Das Konzept ist einfach, aber es funktioniert: Das Cozmo Sofa ist modular, veränderbar und gut zu transportieren. Zudem ist der Stoffbezug leicht abnehmbar, waschbar und auszutauschen, und die Konfiguration des Polstermöbels lässt sich leicht verändern und anderen Kontexten anpassen. Solche Aspekte sind heute sehr vielen Designern wichtig.