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Autark, nachhaltig, schwimmend

Die Wasserstadt als Wohnkonzept der Zukunft

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Der Klimawandel und das Bevölkerungswachstum gehören zu den großen Herausforderungen unserer Zeit. Denn steigende Meeresspiegel bedrohen Küstenstädte und nehmen genau das weg, was bei Wohnungsnot essenziell ist: Fläche. Die Branche arbeitet deshalb an innovativen Konzepten, um vorhandenen Raum besser nutzen und Ressourcen schonen zu können. Neben dem Vertical Village ist die Floating City eine solche Lösung: eine autarke Wasserstadt.

In futuristischen Gebäuden gestaltet sich das Leben auf dem Meer von Ethan P auf Unsplash

Futuristische Gebäude mit außergewöhnlichen Designs und Formen ermöglichen das Leben auf dem Meer. (Foto: Ethan P auf Unsplash)

Die Geschichte der Wasserstadt

Ein Leben auf dem Meer ist eigentlich nichts Neues. Zhujiajiao, das Venedig Schanghais, wurde vor etwa 1700 Jahren erbaut und gehört zu den besterhaltenen Wasserstädten der Welt. Heute leben dort gut 30.000 Menschen. Die Urus, ein indigenes Volk in Peru und Bolivien, bauen auf dem Titicacasee seit Jahrhunderten Inseln aus Naturmaterialien, die zehnköpfige Familien beherbergen können. Und der japanische Architekt Kiyonori Kikutake entwarf Ende der 1950er-Jahre die Marine City, auf der Fabriken und bis zu 50.000 Menschen Platz finden sollten.

Die Floating City von heute ist vor allem eine Antwort auf die Folgen der Erderwärmung. Weltweit entwerfen Architektinnen und Architekten deshalb schwimmende, autarke Städte mit nachhaltiger Strom-, Wasser- und Lebensmittelproduktion.

Neue Konzepte für Floating Cities

Einen Prototypen liefert das US-amerikanische Unternehmen Oceanix . Die autarke Stadt liegt vor der Küste Busans, Südkorea, und ist über Brücken mit dem Festland verbunden. Die Inseln heben und senken sich mit dem Wasser, was sie bei starkem Wellengang zu sicheren Häfen macht. Ein weiteres Beispiel kommt aus den Niederlanden: Das Architekturbüro Waterstudio plant zusammen mit der maledivischen Regierung eine von Korallen inspirierte, schwebende Wasserstadt vor Malé. Die Anordnung der Inseln sowie künstliche Korallenriffe an der Unterseite sollen vor großen Wellen schützen.

Einem Schiff ähnelt die Kalvebod Brygge vom Kopenhagener Architekturbüro JDS . Die zwei röhrenförmigen Module sind über einen Steg verbunden und lassen sich beliebig erweitern.

Rougerie + Tangram verfolgen bei ihrem Entwurf für den Hafen Monacos einen anderen Ansatz. Das 275.000 m2 große, auf Betonplatten gebaute Areal soll über riesige Pfeiler im Meeresboden verankert sein und die natürliche Umgebung bestmöglich schützen. 800

Von Küste zu Küste zieht sich die Wasserstadt Oceanix von OCEANIX/BIG-Bjarke Ingels Group.

Über das Blau des Ozeans strecken sich die Züge und Konturen der innovativen Wasserstadt Oceanix. (Foto: OCEANIX/BIG-Bjarke Ingels Group)

Autark leben dank Meeresressourcen

Die Entwürfe unterscheiden sich zwar in Ansatz und Größe. Sie alle vereint aber die Idee, mehr Wohnraum zu schaffen und Nachhaltigkeit in den Fokus zu rücken. Eines der Leitprinzipien ist die Blue Economy, bei der Meeresressourcen wie Salzwasser unter Wahrung des ökologischen Gleichgewichts genutzt werden. In der Wasserstadt kann das wie folgt aussehen:

Mithilfe von Filter- und Entsalzungsanlagen wird Regen- und Meerwasser aufbereitet, um die Trinkwasserversorgung zu gewährleisten. Den nötigen Strom liefern Solaranlagen und Windräder. Statt die Bewohnerinnen und Bewohner über das Festland zu versorgen, werden Obst und Gemüse direkt vor Ort angebaut – in vertikalen, aero- oder hydroponischen Farmen ohne Erde. Abfälle sollen recycelt und in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt werden, die Fortbewegung in den Floating Cities über Fahrräder und Shared-Mobility-Konzepte erfolgen.

Nachhaltig bauen und wohnen

Autarke Wasserstädte sollen nicht nur nachhaltig bewirtschaftet, sondern auch gebaut werden. Um Gewicht zu reduzieren und möglichst klimaneutral zu arbeiten, kommen natürliche Materialien wie Bambus , Holz, Lehm oder Kalkstein zum Einsatz – eine Alternative, die sich auch in der Einrichtungsbranche etabliert, wie Möbel aus Algen und anderen nachwachsenden Rohstoffen zeigen.

Jedes Jahr gelangen laut einer WWF-Studie über Plastikmüll bis zu 12,7 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Ozeane. Wenn sich das Leben aufs Meer verlagert, wären die Bewohnerinnen und Bewohner direkt betroffen. Das könnte Initiativen zur Müllreduktion viel Auftrieb geben. PET-Flaschen eignen sich zum Beispiel als Wärmedämmung in Häusern oder für Möbelstücke wie den Felt Konferenzstuhl von Vepa .

Nicht zuletzt zwingt der weltweite Rohstoff- und Platzmangel die Bau- und Einrichtungsbranche zum Umdenken. Ob Wasserstädte, Hanfbeton oder schwebende Büromöbel – die Herausforderungen unserer Zeit lassen sich nur durch innovative Konzepte meistern.

Windräder auf dem Meer von Enrique auf Pexels

Ganz autark oder mit Hilfe erneuerbarer Energien werden sich die Wasserstädte versorgen können. (Foto: Enrique auf Pexels)

Ein fließender Übergang

Floating Cities können als autarke Städte ein nachhaltiges Leben auf dem Meer ermöglichen. Spannende Konzepte und Prototypen gibt es bereits. Nun muss es an die Realisierung gehen. Dass die Branche mitten im Wandel ist, zeigen auch die vielen Ansätze rund um das Thema Nachhaltigkeit und modulare Systeme . Bleiben Sie über diese und weitere Themen informiert und melden Sie sich für unseren magazine by imm cologne Newsletter an!