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Ein Tisch ist nicht nur ein Tisch

Die Faszination für Tische

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Es ist nicht selten das Centerpiece in einem Raum – der Tisch. Es gibt kaum einen Ort im Zuhause, an dem sich mehr Dinge des Alltages abspielen, wie an diesem Möbelstück. Essen mit der Familie, Kaffee-Klatsch mit Freunden, Relaxen mit einem guten Buch oder auch Arbeiten. Der Tisch macht’s möglich. Moritz Bannach hat mit einem Tisch seine Karriere gestartet. Wir sprachen mit dem Designer über seine Arbeit und das Möbelstück seiner Wahl.

Ein Esstisch mit einer pinken Tischplatte und bunten, über Kreuz gestellten Tischbeinen steht in einem Raum. Zwei schwarze Hocker stehen davor.

Mit dem Tisch Abbondio feierte Designer Moritz Bannach 2018 seinen internationalen Durchbruch. Copyright: Bannach

1. 2018 haben Sie mit nur einem Produkt Ihre eigene Möbelmarke Bannach gegründet: dem Tisch Abbondio. Wieso haben Sie sich damals bei Ihren Markteintritt für einen Tisch entschieden?

Ich hatte schon immer eine besondere Faszination für Tische. Tische sind in meinen Augen viel mehr als reine Gebrauchsmöbel, sie bilden das Zentrum im alltäglichen Wohnen. Viele Stationen des Alltags spielen sich an einem Tisch ab, sei es das Essen mit der Familie und Freunden, einfach gemütlich daran zu verweilen, die Nutzung als Arbeitstisch oder auch als Präsentationsfläche. Rückblickend fiel die Entscheidung, als erstes Produkt für Bannach einen Tisch zu entwerfen, aber auch ganz unbewusst. Ich hatte den Tischentwurf schon einige Jahre vor der Gründung von Bannach im Kopf. Den Launch von Bannach wollte ich auch mit einem starken Statement unterstreichen, um zu Beginn möglichst viel Aufmerksamkeit zu generieren. Ich hatte ein großes, skulpturales Möbel im Sinn, das heraussticht und die Designprinzipien der Marke Bannach verdeutlicht. Ich denke mit Abbondio ist dies gelungen.

2. Der Erfolg hat Ihnen Recht gegeben. Ihr Modell wurde quasi über Nacht zu einem Signature Piece für Architekten und Design-Enthusiasten. Wie sind Sie bei dem Designprozess von Abbondio vorgegangen?

In der Gründungsphase von Bannach begann ich damit, den Entwurf von Abbondio zu konkretisieren. Nach viel Skizzenarbeit bin ich in den Prototypenbau übergegangen und baute zu Hause ein Modell in 1:1 aus Pappe. Der nächste Schritt war ein Prototyp aus Holz in einer Tischlerei. Den finalen Tisch in all seinen Farben schließlich in der Werkstatt zu sehen, war ein ganz besonderer Moment. Ich war überglücklich.

Neben dem vierfarbigen Abbondio in Rosa, Orange, Dunkelgrün und Bordeaux hatte ich für den Launch auch eine zweifarbige Version in Rosa und Pastellblau namens Elio vorgesellt. Die Tischkollektion wurde später durch eine monochrome Variante erweitert. 2022 haben wir parallel zu den neuen Produkten neue Farbkombinationen für den Abbondio-Tisch vorgestellt und unsere Farbbibliothek um Echtholzfurniere erweitert. So sind unsere Tische inzwischen in einer umfangreichen Farb- und Materialvielfalt erhältlich.

Ein Esstisch mit einer fliederfarbenen Tischplatte und bunten, über Kreuz gestellten Tischbeinen steht in einem Raum. Dahinter steht ein blauer Tisch. Ein brauner Hocker steht davor.

„Ich würde fast sagen, dass Farben im Designprozess eine essenzielle Bedeutung für mich haben“, erklärt der Berliner Designer. Copyright: Bannach

3. Abbondio wurde für das Esszimmer designt. Tatsächlich steht Ihr Möbelstück heute auch als Konferenz- und Arbeitstisch in verschiedenen Arbeitsumfeldern. Muss Ihrer Meinung nach ein Esstisch nicht andere Funktionen erfüllen, als die oben genannten?

Die Nachfrage nach unseren Tischen für den Objektbereich wurde in den letzten Jahren tatsächlich immer stärker. Aktuell verteilen sich Bestellungen zu ca. 60% auf den Home- und zu ca. 40% auf den Objektbereich. Ich denke, ein guter Tisch funktioniert grundsätzlich erstmal in beiden Umfeldern. Im Objektbereich kommen weitere Anforderungen hinzu, hier ist vor allem die Elektrifizierung zu nennen. Um die vielen Anfragen zu bedienen, haben wir die Tische für den Objektbereich dahingehend modifiziert, dass sie mit Anschlussfeldern in den Tischplatten ausgestattet werden können. Die Tische können auch mit integrierten Kabelfächern in den Tischbeinen versehen werden, so dass die Kabel innenliegend nach unten geführt werden können.

4. Eines Ihrer aktuellen Designs ist der Couchtisch Arco. Welche Funktionen sollte der Couchtisch im Raum erfüllen? 40

Ähnlich wie bei den Tischen Abbondio bzw. Elio stand das Design von Arco bereits früh fest. Die Grundidee von zwei übereinander gekreuzten Körpern verfolgte mich schon länger und ließ mich nicht mehr los. Die Ausarbeitung der Details und Festlegung der genauen Abmessungen war der zeitintensivste Teil des Entwurfsprozesses. Nach den ersten Skizzen sind wir relativ schnell in den Prototypenbau übergegangen und haben mehrere Versionen in 1:1 angefertigt. Da Arco als Couchtisch gedacht war, sollte er möglichst großzügige Ablageflächen bieten. Dies konnten wir an den Prototypen gut ausprobieren. Am Ende wurde Arco tatsächlich ca. 1/3 größer als ursprünglich geplant.

Neben den Esstischen sehe ich Arco als zweites Signature Piece der Marke, denn hier kommen zwei grundlegende Gestaltungsmerkmale bzw. Stilmittel von Bannach besonders gut zur Geltung: Eine reduzierte, puristische Formensprache in Kombination mit ausdruckstarken Farben und hochwertigen Materialien. Die Möglichkeit, Farben und Furniere frei miteinander zu kombinieren, bietet fast schon einen spielerischen Umgang mit dem Möbel und eröffnet Arco viele Einsatzgebiete im Privat- und Objektbereich.

Der Couchtisch Arco steht in sechs verschiedenen Varianten vor einer Lagerhalle.

Der Couchtisch Arco wirkt abhängig von der Farbwahl jedes Mal anders: Durch ein kräftiges Pink und Maigrün wirkt er lauter, durch pastellige Farben eher zurückhaltender oder verströmt 70‘s-Vibes bei der Kombination von einem Dunkelgrün mit Nussbaum. Copyright: Bannach

5. Beim Modell Arco spielt wie bei Abbondio das Thema Farbe eine große Rolle. Welche Bedeutung hat Farbe im Designprozess für Sie?

Farben haben eine sehr große Bedeutung für mich. Ich würde fast sagen, dass Farben im Designprozess eine essenzielle Bedeutung für mich haben. Farben haben in meinem Leben schon immer eine große Rolle gespielt. Als Kinder haben wir zusammen mit unserer Mutter großformatige Leinwände bemalt. Das hatte fast schon etwas Meditatives. Zwei Leinwände in Dunkelblau und Rosa hängen immer noch bei mir zu Hause. Auch in meinem Alltag umgebe ich mich viel mit Farben in Form von Blumen, Bildbänden, Möbeln und Kunst.

Kurz nach dem Launch von Bannach haben wir eine Farbbibliothek erarbeitet, in der alle erhältlichen Farben für unsere Kollektion aufgelistet sind. Kunden können aus dieser Bibliothek Farben und Furniere auswählen und zusammenstellen. Bei Arco war es mir wichtig, diese vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten zu zeigen. Denn wie bei Abbondio und Elio wirkt Arco abhängig von der Farbwahl jedes Mal anders: Durch ein kräftiges Pink und Maigrün wirkt er lauter, durch pastellige Farben eher zurückhaltender oder verströmt

6. Wo finden Sie Ihre Inspirationen, wenn Sie neue Produkte entwickeln? 40

Ich finde viele Inspirationen in der Kunst, Architektur, Mode und auch Fotografie. Generell bin ich sehr interdisziplinär unterwegs. Auch Alltagsgegenstände und Zufallsfunde können inspirieren. Dabei finde ich zum Beispiel Baustellen besonders spannend, weil Materialien und Gegenstände scheinbar oft zufällig abgelegt oder angeordnet werden. Bei manchen Entdeckungen habe ich recht schnell ein konkretes Produkt vor Augen, bei anderen setzt es erst einen kreativen Prozess in Gang.

7. Und eine Frage zum Schluss: Als Designer ist man auch ein Art Visionär, wenn es um die Gestaltung von Produkten geht. Welche Möbeltrends werden 2025 verschwinden, welche werden neu dazukommen?

Ich könnte mir vorstellen, dass der Trend in Richtung Farbe noch anhalten wird und auch Memphis immer mehr ein Thema sein wird. Geometrische Formen und Muster könnten wir mehr sehen. Natursteine und Fliesen könnten weiterhin stark vertreten sein. Auch runde, kurvige Möbel werden bestimmt weiterhin Einzug in die Möbelszene halten. Aber letztendlich ist es alles ein Blick in die Glaskugel. Ich bin sehr gespannt, was 2025 für uns bereithält.

Auf dem Foto ist Moritz Bannach zu sehen. Er gründete im Jahr 2018 seine Marke Bannach.

Bannach ist eine Berliner Möbelmarke, die von Moritz Bannach im Jahr 2018 gegründet wurde. Die Marke vertritt einen interdisziplinären Ansatz und ist im Spannungsfeld von Design, Architektur und Kunst angesiedelt. Copyright: Bannach