Die Einrichtungsbranche und die Zukunft des Handels
Globale Megatrends im Zeichen der Wirtschaft
Die vergangenen Jahre haben unser gesellschaftliches Selbstverständnis maßgeblich verändert. Neben der Corona-Pandemie und der Ukraine-Krise prägt auch der Klimawandel immer stärker unser Denken und Handeln. Trendforscher des Zukunftsinstituts sehen in den folgenden drei Trends die größten Potenziale, branchenübergreifend unser Leben zu beeinflussen:
- Konnektivität: Die Digitalisierung war erst der Anfang. Dank moderner Kommunikationstechnologien wird sie in eine umfassende Vernetzung übergehen. Das Internet of Things wird unseren Alltag und unsere Art des Wirtschaftens von Grund auf verändern.
- Sicherheit: Als Reaktion auf die globalen Krisen und deren Auswirkungen hat ein individuelles Sicherheitsbedürfnis Konjunktur. Das geht von der Einrichtung des persönlichen Rückzugsortes über Fragen der Gesundheit bis hin zu ethisch-moralischen Wertvorstellungen, die unsere täglichen Entscheidungen beeinflussen.
- Neo-Ökologie: Wirtschaft und Handel müssen sich verstärkt mit einem neuen Werteverständnis beim Kunden auseinandersetzen. Gerechte Arbeitsbedingungen sowie Corporate Responsibility rücken in den Fokus und sind der vielleicht wichtigste Megatrend unserer aktuellen und zukünftigen Ökonomie.
Neue Retail-Trends von rural bis digital
Was bedeutet das konkret? Welche Strategien erscheinen für den Handel erfolgversprechend, wenn diese und ähnliche Retail-Trends den Kundenalltag prägen? Von Nachhaltigkeit über New Work und Gender Shift bis zu Gesundheits- und Sicherheitsthemen gibt es zahlreiche neue Entwicklungen und Themenfelder, die mitgedacht werden sollten. Dabei stechen zwei entscheidende Tendenzen heraus: die Möglichkeiten des Digitalen und die Besinnung aufs Ländliche.
Das Metaverse ist dabei wahrscheinlich das prägnanteste Beispiel für die Verknüpfung von Retail und digitaler Unterhaltung. Was bereits als Internet 3.0 betitelt wird, hat zweifellos das Potenzial, Kundenbindung, Marketing und Entertainment auf einem neuen Level zu verknüpfen.
Als Gegenpart zur schönen neuen Digitalwelt etabliert sich seit einigen Jahren das sogenannte Rural Retail, der ländliche Handel. Die Kaufkraft auf dem Land steigt und wird das auch zukünftig tun. Wer die richtige Marketingstrategie findet und individuelle Kontaktpunkte aufbaut, kann sich hier auch abseits des ständig verfügbaren E-Commerce langfristig etablieren.
Innovationen für mehr Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit wird schon bald keine Option mehr sein – sondern Pflicht. Die Zukunft des Handels wird davon abhängen, wie Produzenten und Händler diesen Paradigmenwechsel innovativ gestalten können. Hoch im Kurs stehen hier Konzepte wie die Kreislaufwirtschaft, die ohne das Hinzufügen von neuen Rohstoffen auskommen möchte. Daneben entwickelt sich aktuell das sogenannte C2M-Modell sehr erfolgreich. Dabei konfigurieren Kundinnen und Kunden ihre Wunschprodukte auf Online-Plattformen. Die Hersteller produzieren on demand, also erst nach der ausgelösten Bestellung, vermeiden so kostspielige Überproduktionen und ermöglichen eine nachhaltigere Lieferkette .
Um die ausufernde Verpackungsflut zu kontrollieren, entstehen zudem Anbieter für ein zirkuläres Materialsystem. Auch als Reaktion auf neue EU-Vorgaben, mit denen Verpackungsmüll deutlich reduziert werden soll, könnten „Circular Packaging as a Service“-Modelle die Zukunft prägen. Hierbei werden Verpackungen nicht als Abfall, sondern als Investition angesehen. Die Wertschätzung von Rohstoffen ist nicht zuletzt durch die Ukraine-Krise und den Zusammenbruch bekannter Lieferketten stark gestiegen. Für eine nachhaltige Produktion in der Einrichtungsbranche ist dieser Perspektivenwechsel unabdingbar.
Als Teil der Neo-Ökologie und um die ausufernde Verpackungsflut zu kontrollieren, entstehen Anbieter für ein zirkuläres Materialsystem: „Circular Packaging as a Service“-Modelle. (Foto: Alfonso Navarro auf Unsplash)
Die Zukunft des Handels
Der Weg von den Buzzwords der Trendforscher zum realen Produkt kann lang sein. Wie die Unternehmen die Wünsche der Kundinnen und Kunden in innovative Waren übersetzen, wird eine der zentralen Fragen der kommenden Jahre sein. Dabei betreffen die neuen Anforderungen oft die gesamte Wertschöpfung.
Der Handel der Zukunft muss dabei auf mindestens zwei entscheidende Herausforderungen Antworten finden. Einerseits müssen Unternehmen Potenziale der Digitalisierung und Konnektivität für die eigene Produktion identifizieren und umsetzen. Das wird nicht ohne Reibungsverluste funktionieren, doch wer diese scheut, setzt die eigene Konkurrenzfähigkeit langfristig aufs Spiel. Andererseits müssen die internen Werte durch die gesamte Lieferkette hindurch auf den Prüfstand und mit der nachhaltig denkenden Welt in Einklang gebracht werden. Die Neo-Ökologie ist ein ganzheitliches Konzept, das die Wirtschaft für ihr eigenes Überleben ins Zentrum ihres Schaffens stellen sollte.
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