Design und die Mobilität der Zukunft
Design und Mobilität: Gestaltung für nachhaltige Verkehrsangebote
Moderne Mobilitätsforschung ist interdisziplinär. Sie setzt sich aus technologischen, organisatorischen und planerischen Aufgaben zusammen. Dabei müssen viele ökologische und Usability-Aspekte berücksichtigt werden. Um diese komplexen Themenfelder erfolgreich zu vermitteln, ist eine gute Gestaltung essenziell. Das beginnt beim Design benutzerfreundlicher Apps sowie selbsterklärender Orientierungshilfen und endet in einer sicheren und alltäglichen Nutzung moderner Verkehrslösungen.
Denn wo die User Experience hakt, werden schnell andere Wege gesucht. Wer sich in einem Bahnhof verläuft, wird diesen wahrscheinlich nach Möglichkeit meiden. Bedürfnisse und Ansprüche gehen dabei über die grundlegenden Ansätze der Orientierung hinaus. Erst wenn Angebote ansprechend gestaltet sind, werden sich die Nutzerinnen und Nutzer damit identifizieren und sich im Alltag in diesen Mobilitätssystemen wohlfühlen. Gutes Design wird damit vom „Nice to Have“ zu einem maßgeblichen Bestandteil der Zukunft der Mobilität, weil es menschliche Grundbedürfnisse nach Sicherheit, Orientierung und Wohlbefinden bedient.
Die Mobility Trends im Jahr 2023
Die Art, uns fortzubewegen, wird sich an den Megatrends Nachhaltigkeit und der digitalen Vernetzung orientieren. Konkret haben Trendforscher folgende Punkte im Fokus:
Städte für alle statt nur für Autos
Stadtplanung konzentrierte sich zu lange auf die Bedürfnisse der Autofahrerinnen und Autofahrer, nicht auf die der Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Radfahrerinnen und Radfahrer. Spätestens seit der Corona-Krise steht die urbane Lebensqualität wieder im Vordergrund und grüne Visionen für den öffentlichen Raum finden vermehrt Zuspruch – von autofreien Stadtvierteln über bessere Radwege bis hin zur Begrünung von Dächern und Fassaden für mehr Klimaschutz.
Shared Mobility und autonome Fahrzeuge
Dank Digitalisierung und Vernetzung wandelt sich unser Konsumverhalten grundlegend: vom ineffizienten Besitzen hin zur temporären Nutzung individueller Lösungen. Jedes Jahr kommen neue, oft fossilfreie Mobilitätsangebote in den Großstädten hinzu und das autonome Fahren rückt in greifbare Nähe. Damit erscheint auch die Vision Zero möglich, also die Hoffnung auf einen Verkehr ohne Unfälle und Tote. Gleichzeitig verschwinden Parkplätze und der öffentliche Raum wird für alle inklusiver.
Slow Travel und sanfter Tourismus
Die Geschwindigkeit unserer Fortbewegung hat rapide zugenommen. Doch in den vergangenen Jahren, verstärkt durch die Corona-Pandemie, hat ein Umdenken stattgefunden. Nachbarschaftliche Aktivitäten, Spaziergänge und spielende Kinder sind wieder ein fester Bestandteil des Straßenbildes. Eine geteilte Infrastruktur mit Fahrradstraßen, Tempo 30 und Begegnungszonen entschleunigt den Verkehr und stärkt sogar den Einzelhandel . Diese Achtsamkeit setzt sich auch bei längeren Reisen fort: Bei Slow Travel wollen wir unsere Umgebung wieder bewusst entdecken, ohne Stress voran- und mit anderen Menschen ins Gespräch kommen.
Seamless Mobility
Barrierefreiheit ist eine der wichtigsten Aufgaben für umfassende Mobilitätslösungen. Das geht jedoch weit über den klassischen Fahrstuhl hinaus. Dank Seamless Services sollen alle Optionen der Fortbewegung nahtlos ineinandergreifen. Statt einem Dschungel von Anbietern und Plattformen investieren alle Gewerke beispielsweise in eine übergreifende App und eine gemeinsame Designsprache, um das Vorankommen so einfach wie möglich zu gestalten, von der Anmeldung über den Ticketkauf bis zur Abrechnung.
Alle diese Mobilitätstrends müssen den Nutzern vermittelt werden. Design kommt dabei eine Kernaufgabe zu. Eine ansprechende und verständliche Gestaltung der Apps, der Verkehrsmittel – innen so wie außen – und der Infrastruktur sorgt für eine positive erste Ansprache sowie einen einfachen Zugang zu den wichtigsten Informationen. Gleichzeitig erleichtert sie die tägliche Nutzung und gibt den Menschen ein Gefühl von Wohlgefallen und Sicherheit. Damit ist Design mitentscheidend für den langfristigen Erfolg neuer Systeme.
Moderne Seilbahnen ermöglichen es, ohne aufwendige Tunnel oder Brücken Ortsteile miteinander zu verbinden und die Stadt von oben erlebbar zu machen. (Foto: Snowcat auf Unsplash)
Seilbahnen: Von den Bergen in den urbanen Raum
Die Mobilität der Zukunft bedeutet auch das Einbinden neuer, innovativer Fortbewegungsmittel. Seilbahnen könnten einen Teil zu einem nachhaltigen Verkehr in Großstädten beitragen. Die Vorteile sind offensichtlich: Moderne Seilbahnen sind leise, leistungsfähig und können emissionsfrei betrieben werden. Ohne aufwendige Tunnel oder Brücken können die Personenkabinen über Hindernisse hinweg schweben, Wohnquartiere miteinander verbinden und die Stadt von oben erlebbar machen. Fast nebenbei bedeuten Seilbahnen eine sehr geringe Flächenversiegelung. Weniger Beton bedeutet grünere Städte, die besser mit den steigenden Temperaturen im Zuge des Klimawandels umgehen können.
Seilbahnen in das komplexe Mobilitätssystem von Großstädten einzufügen, ist jedoch eine Herausforderung. So müssten nahtlose Übergänge zwischen Bussen, Bahnen und Shared Mobility Services geschaffen werden, um das neue Transportsystem einzubetten. Erfolgreiche Beispielprojekte aus Paris , Almere oder Mexiko City zeigen eine gute Machbarkeit und werden teilweise bereits von tausenden Reisenden am Tag genutzt.
Die Mobilität der Zukunft muss gestaltet werden
Mobilität ist ein globaler Megatrend. Um diesen Aspekt unseres Alltags in eine nachhaltige Zukunft zu überführen, muss das Thema neu und innovativ gedacht – und dabei auch gelungen gestaltet werden. Nur mit einer ganzheitlichen Strategie, bei der das Design nicht erst am Ende mit einbezogen wird, kann diese massive Umwälzung unserer Art der Fortbewegung gelingen. Hersteller, egal ob für den öffentlichen Raum oder die individuelle Mobilität, können diese Trends jetzt antizipieren und an der Mobilität der Zukunft mitarbeiten.
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