Der Memphis Stil erobert die Gastronomie
Kontroverse Geschichte des Memphis Designs
Die revolutionäre Gruppe Memphis gründete sich rund um den italienischen Designer Ettore Sottsass im Jahr 1980 in Mailand und bestand bis 1988. Der Name ist von einem Bob Dylan Song motiviert: „Stuck Inside of Mobile with the Memphis Blues Again“. Der Stil hob sich stark von bis dahin bekannten hochkulturellen Designstandards ab und wurde deshalb sehr kontrovers aufgenommen. Er setzte mit schrillen Designelementen dem im Gegensatz seriös wirkenden Look der 1970er-Jahre etwas anderes entgegen: Emotionen. Während der ersten Vorstellung auf der Mailänder Möbelmesse fielen die Reaktionen überwiegend negativ aus, wenngleich es auch begeisterte Anhänger der Memphis Gruppe gab. Die Kontroversen schafften jedoch das, was die Gruppe sich als Ziel gesetzt hatte. Es wurde emotional darüber diskutiert.
Aus wirtschaftlicher Sicht war der Memphis Stil trotz der großen Aufmerksamkeit, die er in namhaften Design-Magazinen erreichte, wenig rentabel. Der Hype um den Designtrend führte dazu, dass immer mehr Kopien auf den Markt kamen. Das frustrierte die Gründer rund um Ettore Sottsass, sodass sich die Gruppe 1988 auflöste. Dennoch führten diese Entwicklungen dazu, dass das Memphis Design auch heute noch zu den Stilen mit höchstem Wiedererkennungswert zählt und als Inspirationsquelle dient.
Warum der Memphis Stil wieder aufflammt
Der Memphis Stil kommt zurück. Aktuell sind vor allem in den Bereichen Fashion und Digital Art vermehrt knallig bunte Muster zu sehen. Berühmte Modehäuser wie Dior oder Missoni setzen in ihren Kollektionen auf farbenfrohe, ausladende Produkte. Auch im Digitalen zeigen sich immer häufiger Benutzeroberflächen, die vom Memphis Design inspiriert sind. Viele Websites sehen heute ähnlich aus. So versuchen Grafik- und Webdesignerinnen und -designer, sich mit fast chaotisch wirkenden Mustern und Formen von anderen abzuheben. Diese Entwicklung schwappt jetzt auch in die reale Welt über.
Neuerdings erlebt der Memphis Stil auch im Einrichtungsdesign ein triumphales Revival. Denn Menschen wünschen sich fürs Zuhause einerseits eine fröhliche, lebendige Atmosphäre. Andererseits legen sie viel Wert auf Nostalgie und Individualismus. All dies vereint das 80er Design, das als sorglos und gleichzeitig gewagt gilt. Und so bedienen die Memphis Muster den Wunsch nach individuell gestalteten Innenräumen und erzeugen eine positive Atmosphäre.
Die verspielten Formen des Memphis Stils, die vor allem im grafischen Bereich vermehrt auftauchen, schwappen nach und nach in die reale Welt und somit ins Einrichtungsdesign über. (Foto: Yash Bindra auf Unsplash)
Grelle Farben: Bunt, bunter, Memphis
Gewagte Formen und grelle Farben charakterisieren den Memphis Stil nach dem Motto: „Was nicht passt, wird passend gemacht“. Das zeigt zum Beispiel das berühmte Buchregal „Carlton" , designt von Ettore Sottsass, oder die „Oceanic Table Lamp“ von Michele De Lucchi. Bei letzterer kommt der Einfluss der quirligen Pop-Art besonders gut zur Geltung. Die schwarz-weißen Streifen, kombiniert mit poppigem Pink und Gelb, lassen fast eine fantasievolle Tierform vermuten. Schwarz-Weiß-Muster sind generell ein wichtiges Merkmal des Memphis Design. Häufig sind diese gepaart mit pastellfarbenen Einrichtungsobjekten. Der Beistelltisch „Free form side table“ von Irem Baran wird so zum wahren Hingucker.
Manchmal sind kleine Dekorationsobjekte wie Vasen, Tassen oder Kerzenleuchter wie der „Candle Holder N4 | Blue“ von Maison Dada oder die Vase „Calice“ von Ettore Sottsass ausreichend, um den Memphis Stil zu kreieren. Sogar ein Keramik-Zahnstocherhalter von Matteo Thun erlangte so hohe Popularität.
Die Materialien Marmor, Holz, Glas und Kunststoff werden häufig miteinander kombiniert. Der geometrisch gestaltete Kaffeetisch „Atlas“ von Aldo Cibic ist beispielsweise aus Holz gefertigt und hat eine durchsichtige Glasplatte. Der extravagante Tisch „Memphis“ von Dooq ist komplett aus Marmor. Ebenso der Terrazzo-Look , wie beim Tisch „Low Table Terrazzo Memphis“ von Acapulco Design zu sehen, ist für den Memphis Stil charakteristisch.
Die außergewöhnlichen Formen und Farben des Memphis Trends lassen Einrichtungsstücke zu einem Hingucker werden und verleihen dem Raum Lebendigkeit. (Foto: Michael DeMarco auf Unsplash)
Warum das Memphis Design so spannend ist
Der Memphis Stil stößt insbesondere im Gastronomie-Bereich auf Begeisterung. Auch hier werden immer häufiger die charakteristischen Memphis Muster eingesetzt. Poppige Neonfarben ergänzen das Ambiente. So entsteht ein Einrichtungsdesign, das die Blicke von Gästen auf sich zieht. Einerseits vermittelt der Look eine futuristisch-moderne Atmosphäre. Andererseits bedient es einen gewissen Komfort, weil es für viele Menschen familiär-gemütlich wirkt.
Sicher ist: Die Ästhetik ist einzigartig und schafft es, surreal wirkende Gegenstände mit praktischen Elementen zu vereinen. Wie bei der Splash-Ästhetik oder den welligen Formen ist auch dieser Trend eine Gegenbewegung zu den minimalistischen Einrichtungstrends der vergangenen Jahre. Menschen wünschen sich aktuell immer mehr skurrile Formen und grelle Farben – sie machen visuell Spaß. Die Relevanz ist hoch, denn selten waren Individualismus und Positivismus so wichtig wie heute.
Ein Dauerbrenner, der inspiriert
Das Memphis Design ist nicht einfach nur ein kurzlebiger Hype, sondern verkörpert ein ganzes Gestaltungs-Jahrzehnt und inspiriert über Generationen hinweg bis heute. Jetzt erfährt Memphis ein grandioses Comeback, da der Stil durch die einzigartigen Designs positive Energie versprüht. Entgegen den minimalistischen Looks bringen Memphis-Objekte fröhliche Leichtigkeit nach Hause, da sie so extravagant und gleichzeitig nostalgisch sind.
Im Grafikdesign, in der Webgestaltung sowie auf den Wänden in Restaurants und Cafés hat sich der Trend bereits etabliert. Ebenso im Einrichtungsdesign fürs Zuhause wird er immer beliebter. Da die Kombinationsmöglichkeiten so groß sind, gibt es hier noch viel Potenzial für neue Objekte. Hier ist schließlich alles erlaubt. Der Memphis Stil hat sich zum spannenden Dauerbrenner entwickelt.
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