Beton: Was kann das Material und warum sind Alternativen sinnvoll?
Baumaterial Beton: veraltet oder modern?
Obwohl er als Material sehr modern wirkt, kennen die Menschen Beton als Bindemittel tatsächlich bereits seit rund 14.000 Jahren. Das Gemisch besteht grundlegend aus Sand, Kies, Zement, Wasser und weiteren Zusätzen. Handwerker nutzten es damals vor allem im Osmanischen Reich, der heutigen Türkei, um beim Hausbau Ziegelsteine zu vermauern. Nachdem es lange Zeit wenig verwendet wurde, lebte seine Nutzung im 18. Jahrhundert wieder auf. Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung des Materials wurde Beton nach und nach auch für Innenräume immer beliebter.
Das Baumaterial Beton ist aus statischer und bauphysikalischer Sicht attraktiv und vereint viele Vorteile. Es punktet nicht nur mit besonderer Stabilität und Druckfestigkeit, Beton lässt sich ebenso flexibel und unkompliziert anwenden. Die Materialmischung wird flüssig in eine gewünschte Form gegossen und muss lediglich aushärten. Zudem ist das Material nur schwer entflammbar; sogar bis zu 1000 Grad Celsius hält es stand. Auch die schallisolierende Eigenschaft ist ein großer Pluspunkt. Akustische Geräusche gelangen weniger schnell in Räume oder nach draußen – und eine angenehme Raumakustik trägt generell zum guten Wohngefühl bei.
Beton für Wände und Möbel einsetzen
Beton kommt im Einrichtungsdesign immer häufiger an Wänden und bei der Möbelgestaltung zum Einsatz. Betonwände geben Räumen einen minimalistischen, coolen Look. Zudem sind sie vielseitig kombinierbar. Wer beispielsweise ordentliche, kühl wirkende Räume mit Struktur mag, kombiniert Beton mit Glas und Stahl oder anderen glatten Oberflächen. Holz und andere natürliche Materialien ergänzen Betonwände für eine natürliche, warme Raumatmosphäre. Bunte Farbelemente oder raue Flächen machen Innenräume ebenso gemütlich. Als Alternative zu gegossenen Betonwänden gelten übrigens Fliesen in Betonoptik.
Betonmöbel trumpfen als wahre Hingucker auf und bringen ein modernes Flair mit sich. Mit farbigen Elementen pigmentiert, sind beispielsweise Tische oder Bänke optisch gleichermaßen verspielt und elegant. Sie sind zwar aus statischer Sicht viel schwerer als Einrichtungsgegenstände aus Kunststoff oder Holz. Dafür punkten sie mit ihren stabilen und druckfesten Eigenschaften. Ob ein Boden für Betonmöbel ausreichend tragfähig ist, gilt es im Vorfeld zu prüfen.
Natürliche Elemente verleihen Betonfliesen sowie Betonwänden eine warme Atmosphäre und gemütlichen Flair. (Foto: Nicolas Gonzalez auf Unsplash)
Der Nachteil: Beton und Nachhaltigkeit
Das Baumaterial Beton hat ein großes Manko: Es ist wenig nachhaltig, da während der Herstellung von einer Tonne Zement circa 700 Kilogramm des Treibhausgases Kohlendioxid in die Luft steigen. So ist die Zementindustrie ist für rund 6 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich.
Ändern ließe sich das ohne größeren Aufwand nur zu einem Drittel. Denn dieses Drittel ist der Energieanteil, der mit Ökostrom betrieben werden kann. Die restlichen zwei Drittel der CO2-Emissionen entstehen durch chemische Reaktionen.
Ökologisch sinnvolle Beton-Alternativen
Aus diesem Grund erforscht die Industrie mögliche Beton-Alternativen. Einige innovative Lösungsansätze gibt es bereits. Sie müssen aber viele Testphasen durchlaufen, bevor sie zur Herstellung genutzt werden dürfen. Hierzu zählen zum einen Lebensmittelreste, aus denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bruchfeste Baumaterialien als Beton-Alternativen erschaffen. Aus industriellen Nebenprodukten wie beispielsweise Reishülsen oder Silikatstaub kann ebenfalls ein Baustoff entstehen, der Ressourcen schont: das Geopolymerbeton.
Auch Hanf ist, als Grundlage für Hanfbeton beziehungsweise Hanfkalk verwendet, ein vielversprechender Kandidat. Damit gestalten Designerinnen und Designer Einrichtungsgegenstände, die zu 100 Prozent recycelbar sind.
Ein anderer Ansatz experimentiert mit den Wurzelsystemen von Pilzen. Das italienische Unternehmen Mogu testet diese Beton-Alternative vor allem für Innenräume in Form von Bodenfliesen. Niruk, ein Designstudio aus Deutschland, erstellt Corcrete – ein Materialgemisch aus Recycling-Kork sowie Bambusfasern und Beton. Bei diesen Verbundwerkstoffen wird viel weniger Beton als bei herkömmlichen Prozessen verwendet.
Eine weitere Innovation kommt von CarbonCure aus Kanada. Das Unternehmen hat ein Verfahren entwickelt, das die CO2-Emissionen während der Herstellung reduziert. Ein chemischer Prozess sorgt dafür, dass CO2 aus der Atmosphäre zunächst aufgenommen und dann in ein Nanomineral umgewandelt wird. Dieses wird im Beton mitverarbeitet. Ein Kreislauf, der gleich zwei Vorteile hat: Er reduziert die CO2-Emissionen und senkt den CO2-Anteil in der Atmosphäre.
Hohe Nachfrage nach Beton
Ob Wände, Böden oder Möbel aus Beton – das Material ist im Interior Design aus vielerlei Gründen gefragt. Obwohl Beton im wahrsten Sinne des Wortes steinalt ist, hat es heute keine ästhetischen Einbußen zu verzeichnen – ganz im Gegenteil. Es lässt sich vielseitig kombinieren und verleiht Räumen einen modernen minimalistischen Look. Doch aufgrund der umweltschädlichen Herstellungsprozesse steigt die Nachfrage nach Beton-Alternativen rasant. Einige Unternehmen bieten bereits innovative Lösungen an, die für die Einrichtungsbranche vielversprechend sind.
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