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Circular Construction

Bauen im Bestand: Warum sich Umbau oft mehr lohnt als Neubau

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Klimawandel, steigende Materialpreise, Lieferketten-Probleme: Trotz dieser Herausforderungen, die sich auf die Architektur- und Baubranche massiv auswirken, werden Gebäude immer noch viel zu häufig abgerissen. Stattdessen wäre es in den meisten Fällen preisgünstiger und nachhaltiger, alte Bestände umzubauen und die bestehenden Ressourcen weiter zu nutzen. Erfahren Sie hier, warum Umbau und energetische Sanierung so sinnvoll sind.

Sanierung und Umbau von Altbau von Stefan Lehner auf Unsplash

Umbau und Sanierung mit bestehenden Ressourcen. (Foto: Stefan Lehner auf Unsplash)

Warum ist Neubauen solch ein Problem?

Gegen Abreißen und Neubauen sprechen in erster Linie ökologische Gründe. Die Materialreste, die beim Abreißen von Gebäuden entstehen, sind meistens nicht recycelbar und somit auch nicht wiederverwendbar. Riesige Müllhaufen entstehen, die entsorgt werden müssen. Außerdem verbrauchen neue Bauten ein hohes Maß an Ressourcen während der gesamten Wertschöpfungskette: Rohstoffabbau, Baustoffproduktion, Transportwege und Gebäudebau.

Diese Aspekte führen dazu, dass die CO2-Emissionen in der Baubranche und im Gebäudesektor viel zu hoch sind. Die Bundesregierung hat sich fürs Bauen und Wohnen in Deutschland zum Ziel gesetzt, bis 2030 die Treibhausgasemissionen um mindestens 66 Prozent zu senken. Mit dem aktuellen Ressourcenverbrauch und den jetzigen CO2-Emissionen ist das nicht möglich: Der weltweite Bau- und Gebäudesektor macht momentan satte 40 Prozent des CO2-Ausstoßes aus. In Deutschland allein sind es in etwa 28 Prozent. Eine Energiewende ist demnach nur zusammen mit einer Bauwende und einer neuen Umbau-Kultur zu schaffen.

Haus umbauen und energetisch sanieren

Den Energiebedarf über den gesamten Lebenszyklus eines neuen Gebäudes zu bewerten, lohnt sich. Schnell wird deutlich, wie wenig nachhaltig die Energiebilanz im Vergleich zu alten Gebäuden ist. Denn im Neubau versteckt sich ein hoher Verbrauch an sogenannter grauer Energie. Das sind die Energiemengen, die während der Bau-, Herstellungs-, Transport-, Lagerungs- und Entsorgungsprozesse entstehen.

Genau diese Thematik greift die Ausstellung „ Nichts Neues – Besser Bauen mit Bestand “ in Frankfurt am Main auf. Die Kuratorinnen und Kuratoren haben hierfür u. a. ein spannendes Projekt aus Brasilien ausgewählt. Dieses zeigt, wie aus einem alten Einkaufszentrum in São Paulo ein soziokultureller Treffpunkt für alle geworden ist. Ein anderes Projekt beschäftigt sich mit einem historischen Gebäude in Berlin Stralau . Dort sind in einer alten Glashütte 25 neue Wohnungen entstanden. Das denkmalgeschützte Gebäude bleibt somit geschichtlich erhalten und bietet gleichzeitig neuen Wohnraum.

Tatsächlich sind Umbau und energetische Sanierung dieser Art oft auch kostengünstiger. Das hat eine Studie der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e. V. bereits im Jahr 2011 herausgearbeitet. Darin steht, dass sich der Abriss und Neubau von Häusern in Deutschland nur bei circa zwölf Prozent lohnt. Auch die Vereinigung „Architects for Future“ (A4F) sieht die positiven Aspekte des Bauens mit Bestand und fordert sogar gesetzliche Anpassungen. Sie wünscht sich eine neue Umbauordnung statt der alten Bauordnung, um flexibler planen und gestalten zu können.

Umbau Einkaufszentrum als sozio Treffpunkt von Rodrigo auf wikimedia

Umbau eines Einkaufszentrums zum soziokulturellen Treffpunkt in Sao Paulo. (Foto: Rodrigo Argento auf wikimedia)

Was ist zirkuläres Bauen?

Der Bau- und Gebäudesektor muss sich wandeln – und hier spielt zirkuläres Bauen eine zentrale Rolle. Denn um Klimaprobleme zu lösen, braucht es noch einiges an Umdenken und innovative Lösungen – oder eben Umbauten. Materialkreisläufe müssen nachhaltig geschlossen werden. Das bedeutet, dass Rohstoffe immer und immer wieder verwendet oder als biologisch abbaubare Rohstoffe in den Kreislauf zugeführt werden. Der Oberbegriff dafür lautet Circular Construction. Er ist Teil einer Sharing Economy, die das Cradle-to-Cradle-Prinzip anwendet. Das ist immens wichtig, weil nur zirkuläre Wertschöpfungsketten Ressourcen einsparen können.

Dabei helfen nicht nur die Bauherren oder Architektinnen und Architekten. Während und nach einer Sanierung können alle Beteiligten der Wertschöpfungskette zum Kreislaufprinzip beitragen. Das gilt auch für die Einrichtungsbranche. Alte Gegenstände, Baureste oder übriggebliebene Baustellen-Materialien lassen sich für Wohnobjekte häufig wiederverwenden. Dazu zählen zum Beispiel Dachziegel, alte Rohre oder Abdichtungen, Schläuche, Altmetall oder Holzreste. Viele Objekte, die in Müllcontainern landen, sind noch langfristig wiederverwertbar. Sie bringen obendrein schicke Akzente im Industrial-Look in die eigenen vier Wände.

Die neue Umbau-Kultur fördern

Abriss und Neubau sind aus diversen Gründen problematisch. Das Vorgehen verbraucht viel graue Energie und kostet oft mehr als eine Altbausanierung. Zudem gibt es denkmalgeschützte Gebäude, die einen sozialen, historischen Wert haben. Der Erhalt ist demnach für Energiebilanz, Kostenplanungen und Stadtgeschichte wichtig. Das Bauwesen und die Immobilienwirtschaft stehen daher vor einer Transformation und denken bereits um. Zirkuläres Bauen ist immer mehr im Kommen, das Cradle-to-Cradle-Prinzip ist häufiger im Einsatz, weil die Nachfrage für ressourcenschonende Produkte steigt. Benutzte Materialien finden sich in Form von neuen Einrichtungsobjekten im Interior Design wieder. Die Entwicklungen sind vielversprechend, weil sie nachhaltiges Bauen und Einrichten fördern und die Energiebilanzen langfristig verbessern können.

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