Wie die Umstellung auf nachhaltige Prozesse funktioniert
Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Doch Lippenbekenntnisse reichen längst nicht mehr aus. Wer in der Einrichtungsbranche langfristig Erfolg haben will, muss Worten auch Taten folgen lassen. Um ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu entwickeln, braucht es eine engagierte Führung, den Blick für das Wesentliche und geeignete Mechanismen zur Umsetzung.
Nachhaltigkeit ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Doch der Weg hin zu ressourcenschonenden Prozessen lohnt sich. (Foto: Alexa Koval auf Pexels)
Was macht ein Unternehmen wirklich nachhaltig?
Eine Umstrukturierung in Richtung Nachhaltigkeit schreckt viele Unternehmen ab. Grund dafür ist nicht selten eine überforderte Führungsebene – verständlicherweise. Denn das Thema Umweltschutz ist komplex und fordert Hingabe. Dennoch ist es nicht unmöglich Geschäftsmodelle neu zu denken und sie Schritt für Schritt anzugehen.
Eine allgemeine Definition oder ein Gesetz für nachhaltige Unternehmen existieren bisher nicht. Dennoch gibt es einige Regularien, an denen sich Unternehmen orientieren können und sollten, um wirklich grün zu handeln. Denn der Ruf nach umweltfreundlichen Lösungen seitens der Verbraucher wird immer lauter.
2015 kamen die Staats- und Regierungschefs der Vereinten Nationen (UN) diesem Ruf nach und einigten sich auf 17 Ziele , die bis 2030 eine bessere Welt schaffen sollten. Diese Ziele konzentrieren sich auf die Beseitigung von Armut, die Bekämpfung der Ungleichheit und die Beendigung des Klimawandels. Mit der Ausarbeitung der Ziele stellt die UN eine Art Regelkatalog, wie nachhaltiges Leben und Wirtschaften aussieht. Die ideale Grundlage für Unternehmen.
Neben der Vereinbarung der UN bieten vor allem die Drei Säulen der Nachhaltigkeit Orientierung im Kampf gegen den Klimawandel. Wer sein Unternehmen nachhaltig ausrichten möchte, sollte immer alle drei Säulen mit einbeziehen, nämlich die ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit. Die Missachtung einer Säule aus rein wirtschaftlicher oder ökologischer Motivation verkennt den komplexen Charakter von Nachhaltigkeit.
Ökonomische Nachhaltigkeit: Neue Ziele, neue Strukturen
Nachhaltige Führung ist für jede Unternehmensgröße erstrebenswert und umsetzbar. Das zeigt auch die Zahl an jungen Möbelherstellern, die sich im Bereich Umweltschutz engagieren oder die vielen Start-Ups, die sich auf langlebige, umweltfreundliche und recycelte Waren konzentrieren .
Es ist keinesfalls einfach ein Geschäftsmodell komplett neu zu denken und aus alten Strukturen auszubrechen. Wer diese Herausforderung annehmen will, sollte sich folgende Fragen stellen: Ist billig und jede Woche neu noch zeitgemäß? Wo gibt es in meinem Unternehmen Verbesserungspotential? An welchen Stellschrauben kann noch gedreht werden? Alle Geschäftsprozesse sowie die Wertschöpfungskette müssen akribisch überprüft und so transparent wie möglich dargelegt werden. Nur so wird die Neugestaltung der Unternehmensidentität zum Kernbestandteil aller Geschäftspraktiken. Letztlich gibt es echte Nachhaltigkeit nur dann, wenn alle Dimensionen in größtmögliche Balance gebracht werden – und das fängt schon beim Design an.
Holz aus lokaler Forstwirtschaft, regionale Produktion und zertifizierte Textilien: Brühl & Sippold hat verstanden, was nachhaltiges Wirtschaften bedeutet. (Foto: Brühl & Sippold auf ambista)
Nachhaltiges Design für die Ewigkeit
Die Einrichtungsbranche lebt von ihrem pulsierenden Charakter. Trends kommen und gehen. Doch eines hat stets Bestand: echte Designklassiker. Ob der Freischwinger von Thonet , das Barcelona Day Bed von Knoll oder das Highboard von USM Haller. Was diese Klassiker vereint: Sie wurden für die Ewigkeit entworfen. Auch Langlebigkeit von Produkten ist defacto nachhaltig. Und da liegt einer der Schlüsselfaktoren für die Umstellung auf nachhaltige Prozesse: Nachhaltigkeit misst sich nämlich in jedem Schritt des Design-Prozesses. Mit Fokus auf einen fairen und effizienten Umgang mit den Ressourcen sollte hier immer der gesamte Lebenszyklus eines Produktes berücksichtigt werden:
- Konzeption & Planung
- Produktion: Lokale Herstellung, faire Arbeitsbedingungen und Löhne
- Material: Einsatz nachwachsender Rohstoffe frei von Schadstoffen
- Vermarktung & Verpackung: Nachhaltiges Material und kurze Transportwege
- Nutzung: Einfache Instandhaltung und Langlebigkeit
- Entsorgung und Verwertung: Recycelfähiger Abfälle
Design bedeutet eben nicht nur ästhetische Formgebung. Nachhaltiges Design löst reale Probleme. Es fokussiert sich nicht nur auf optische Anreize zwecks Verkaufbarkeit, sondern wendet sich den Herausforderungen zu, die der Klimawandel mit sich bringt. Deswegen sollte bei jedem gestalterischen Entscheidung die optimale nachhaltige Option gewählt werden.
Brühl & Sippold hat diesen Gedanken bereits seit Jahrzehnten verinnerlicht. Der Polstermöbelhersteller vereint in seinen Designs Nachhaltigkeit, Ökologie und Ästhetik. Bereits in der dritten Generation fertigt das Familienunternehmen alle Möbel in der einen Manufaktur in Bad Steden. Alle verwendeten Rohstoffen werden sorgfältig ausgewählt. Das Holz stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft aus der Region und die Textilien entsprechen dem Oeko-Tex-Standard.
Brühl & Sippold punktet mit zeitlosem Design und durchdachten Features wie wechselbaren Bezügen, die sich einfach reinigen und wechseln lassen. Couch & Co passen sich so dem persönlichen Geschmack an – und werden so zur langlebigen und nachhaltigen Einrichtung.
Nachhaltigkeit zahlt sich aus: Nicht nur für die Umwelt. Immer mehr Kunden sind gewillt für nachhaltige Produkte mehr auszugeben. (Foto: Koelnmesse)
Ressourcenknappheit bekämpfen: Eine Win-Win-Situation
Der Aufbau und das Wachstum eines nachhaltigen Unternehmens sind aus mehreren Gründen sinnvoll. Der wichtigste Grund ist, dass wir auf einem Planeten leben, arbeiten und spielen, und dass wir uns zum Wohle aller um ihn kümmern müssen. Doch abgesehen vom guten Gewissen kann ein nachhaltiges Geschäftsmodell auch ein erfolgreiches Geschäftsmodell sein. Studien von KPMG und Statista zufolge sind mehr als zwei Drittel der Befragten gewillt für nachhaltige Produkte mehr Geld auszugeben.
Neben der Bereitschaft von Konsumenten mehr zu investieren, gehen viele ökologische Maßnahmen mit ökonomischem Nutzen Hand in Hand. Wer weniger Plastik einsetzt, ist Ölpreisschwankungen weniger ausgesetzt und wer faire Löhne zahlt, stabilisiert Belegschaften in Produktionsstätten. Auch Rohstoff-Recycling kann die Materialkosten senken. Das niederländische Unternehmen Desso zum Beispiel nutzt Kreideabfälle des benachbarten Wasserversorgungsunternehmen und stellt daraus neue Teppiche her. So spart die Firma Rohstoffe und Kosten. Wer auf umweltfreundliche Materialien setzt, spart vor allem langfristig Kosten. Scheint die Investition in beispielsweise heimisches Holz zunächst als zu groß, rechnet sie sich spätestens, wenn es um den Vertrieb geht.
Der Süßigkeiten-Hersteller Mars hat andere, kreative Wege gefunden, die Umwelt zu schützen. Um CO2 einzusparen, transportiert das Unternehmen in den eigenen LKWs Waren der Konkurrenz. Eigenen Angaben nach sparen sie dadurch bis zu 25 Prozent Logistikkosten. Die Logistik zählt zu den größten Umweltsünden. Nicht selten werden Materialien und Produkte quer über den Globus geschifft oder geflogen. Schon mit einfachen Mitteln lassen sich Transportwege deutlich verkürzen. Wer auf lokale Produktion umstellt, kann dadurch regionale Unternehmensbeziehungen knüpfen und gleichzeitig Kosten und CO2 reduzieren.
Team 7 aus Österreich folgt diesem Prinzip schon seit über vierzig Jahren und gehört damit zu den Vorreitern, nicht nur in der Einrichtungsbranche. Der Möbelhersteller aus Österreich verarbeitet ausschließlich Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft und ist damit bereits seit den 80er Jahren sehr erfolgreich. Allein in den vergangenen 20 Jahren hat das Unternehmen seinen Umsatz, durch die steigende Nachfrage nach ökologischen Möbeln, verdreifacht – Tendenz steigend. Im Interview erklärt Dr. Georg Emprechtinger, Geschäftsführer und Eigentümer von Team 7, warum Nachhaltigkeit nichts für Feiglinge ist und wieso es sich lohnt, diesen mutigen Schritt zu wagen.
Business-Boost Nachhaltigkeit: Mythos oder echter Erfolgsgarant?
Die Fakten liegen auf der Hand: Nachhaltigkeit ist längst kein Nischenthema mehr. Grund genug das eigene Business auf nachhaltige Strukturen umzustellen. Wer am Markt weiterhin Akzeptanz erfahren und wettbewerbsfähig bleiben will, sollte ressourcenschonende Prozesse in das alltägliche Handeln integrieren. Wie das funktionieren kann und welche Hersteller bereits mit gutem Beispiel vorangehen, erfahren Sie hier.
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