„Das Haus“ 2019 begeisterte durch Eleganz und Lässigkeit
Raum zum Atmen, Platz zum Agieren, einen Ort für kleine Fluchten und einen halb hinter drehbaren Paneelen versteckten Platz zum Schlafen – das alles bot Das Haus von Studio Truly Truly auf der imm cologne 2019. Die australischen Designer Kate und Joel Booy bewiesen mit ihrer Version des Kölner Design-Events Selbstbewusstsein und künstlerisches Feingefühl: Ihr offenes Wohnkonzept überzeugte durch starke Farben, feine Details und wohldimensionierte Freiräume. Hier stand nichts herum, was nicht wirklich notwendig war, um ihr Konzept eines „Wohnens nach Stimmung“ zu illustrieren, und trotzdem wirkte Das Haus alles andere als kahl oder kühl.
Foto: Koelnmesse, Lutz Sternstein
Ohne feste Trennwände, aber mit gekonnt aufeinander abgestimmten Zonen schufen sie eine warme Atmosphäre, in der sich jeder sofort willkommen fühlte. Wohntextilien für Wand, Boden und Bett, massive Küchenblöcke und schwere Möbel, neue Prototypen und alte Klassiker, Leuchten und Accessoires, Design-Objekte und Kunst addierten sich zu einem richtungweisenden Beispiel für ein Interior Design, das für eine neue Generation des Wohnens steht.
„Wahrhaft“ entspannt: Studio Truly Truly blieb sich treu
Foto: Koelnmesse, Lutz Sternstein
„Als gelernte Grafikdesigner achten wir sehr darauf, was die Dinge, die wir gestalten, kommunizieren. Bei diesem Projekt hatten wir die seltene Gelegenheit, mit allem zu arbeiten, was ein Interior Design ausmacht, und zu sehen, wie die Möbel, Leuchten und Textilien zusammenspielen“, resümiert Joel Booy. „Und da wir unser Heim auch persönlich als einen Ort der Ruhe sehen, wollten wir auch Das Haus zu einem solchen machen.“
Und das ist ihnen gelungen. Dabei war die Küche Ausgangspunkt ihres Entwurfs, denn hier konzentriert sich seit jeher das soziale Leben. Fasziniert von ihrer Farbigkeit stellten sie dem lebendigen Gelb-Grün der Fliesen gebürsteten Edelstahl und weiche Gelbtöne in dem das ganze Haus umspannenden Vorhang aus schwerem Möbelstoff zur Seite. Die Kühle der halb transparenten, halb verspiegelten Raumtrenner aus Glas wurde von ihrem warmen Pflaumenrot aufgefangen.
Das Haus 2019: eine Plattform für zoniertes Wohnen
Foto: Koelnmesse, Constantin Meyer
Die dominierende Zone „Active“ umfasste die in mehrere massive Blöcke zersprengte Küche mit einer terrassierten, zur Sitzbank abfallenden Küchentheke, einem großen, multifunktionalen Tisch und einer großzügigen Sitzgruppe, die sich nicht etwa an einem Fernseher, sondern an einem imaginären Panoramafenster ausrichtete. Im Entspannungsbereich „Reclining“ dominierten runde Formen und etwas dunklere Farben. Auf der anderen Seite bot der durch meterhohe Pflanzenwände gebildete, runde Bereich „Reclusive “ eine Art hortus conclusus, in den man sich zum Nachdenken oder zu intimeren Familientreffen zurückziehen kann. Der geschützte, leicht dämmrig erleuchtete Raum entfaltete eine ganz eigene Stimmung, die durch die Wahrnehmung des natürlichen, langsamen Rhythmus‘ der Pflanzen verstärkt werden sollte. Den Abschluss des Hauses bildete „Serene“ mit einer Kombination aus weich beleuchtetem Badbereich und dem durch drehbare, mit Wiener Flechtwerk gefüllte Paneele abgrenzbaren Raum – nicht viel größer als das neue Massivholzbett, das ihn ausfüllte.
Licht lässt das Material erst richtig leben
Foto: Koelnmesse, Constantin Meyer
„Die Orte und die Art, wie und wo Menschen heute wohnen, arbeiten, essen und Medien konsumieren werden immer fließender. Die Grenzen zwischen den verschiedenen Aktivitäten verwischen immer weiter“, meint Kate Booy. Ihr Mann Joel ergänzt: „In einem Zuhause sollte es nicht um das effiziente Erledigen von Aufgaben gehen, sondern darum, sich von den Anforderungen der Außenwelt zu lösen und seinen eigenen Rhythmus zu finden. Dadurch, dass man sich bewusst Zeit für alltägliche Aufgaben nimmt, erhalten sie einen besonderen Wert.“
Bei Studio Truly Trulys „Haus“ hat sich ein Gefühl für das richtige Interior Design mit einem Sinn für handwerkliche Qualität gepaart. Und man konnte dem Haus die Liebe für das Material anmerken, mit dem das Designerpaar gearbeitet hat. Glas und Wolle, Holz und Metall entfalteten im Zusammenspiel mit dem individuellen Licht, das sie mithilfe ihres nochmals weiterentwickelten Leuchtensystems Typography (Rakumba) gesetzt haben, einen Reiz, dem sich die Besucher nicht entziehen konnten. Hier wurde nicht nur fotografiert, sondern berührt, geklopft, gestreichelt. Aus edlen Materialien gebaut war Das Haus dennoch ein Wohnbeispiel zum Anschauen, Ausprobieren und Anfassen. Ganz nach Lust und Laune: „Living by Mood“.