Design und Nachhaltigkeit vereint in Kork- und Rattanmöbeln
Durch die Wiederentdeckung der beiden bekannten Naturmaterialien entwickeln sich Möbel aus Rattan und Kork zum neuen Einrichtungstrend – und das aus guten Gründen. Die nachhaltigen Materialien sind nicht nur umweltfreundlich, sie lassen sich auch sehr flexibel und individuell gestalten. Wie kreativ und zeitgemäß die Einrichtungsbranche die beiden schnell wachsenden Holzalternativen einsetzt, zeigen die neuesten Kork- und Rattanmöbel.
Der gemütliche Hängesessel mit Struktur aus geschältem und getöntem Naturrattan wird mit einer dreistufigen Beschichtung gefertigt und ist hochbeständig gegen Sonneneinstrahlung durch UV-Filter. (Foto: Expormim S.A.)
Kork: Formbar, gemütlich und funktional
Das einzigartige Naturmaterial kann viel mehr als Weinflaschen zu verschließen oder als Pinnwand zu dienen. Dank seiner Eigenschaften ist Kork ideal für ein neuartiges Möbeldesign. Es ist wasserabweisend, antiallergisch, pflegeleicht und sowohl formbar als auch widerstandsfähig. Kork fühlt sich angenehm an, verströmt einen behaglichen Duft und weist noch dazu wärme- und vor allem schalldämmende Eigenschaften auf. Korkmöbel schaffen daher schnell eine ganz eigene, gemütliche Atmosphäre.
Möbeldesigner können mit der flexiblen Rinde der Korkeiche ihre ganze Kreativität ausspielen. Als Pionier auf diesem Gebiet gilt Jasper Morrison: Bereits 2004 gestaltete er die Cork Family für Vitra . Er verglich den Umgang mit dem weichen, formbaren Blockkork mit der Bildhauerei und entwarf eine Vielzahl verspielter Hocker für die Traditionsmarke. Weitere Sitzgelegenheiten, Regale und Tische folgten für die Kasmin Gallery in den USA – darunter sowohl kantige Entwürfe als auch Sessel mit geschwungenen Linien.
Die Ästhetik dieser Korkmöbel ist oft einzigartig: Wie aus einem Block gehauen und doch mit einer weichen, gleichzeitig strukturierten Oberfläche in einem dominanten Braun, das dennoch zahlreiche Schattierungen bietet. Organische Rundungen, spannende Maserungen, markante Formen: Kork bietet die Vorteile des Naturmaterials Holz mit der Flexibilität von Kunststoffen. Auch die Kollektion Burnt Cork des Designstudios Made in Situ verbindet fließende Designs mit Motiven aus Natur, Wachstum und dem traditionellen Handwerk der portugiesischen Korkherstellung. Spätestens beim letzten Schliff der Korkmöbel, die in Handarbeit finalisiert werden, zeigt sich, wie außergewöhnlich dieser Rohstoff ist – und wie nachhaltig.
Für die Produktion von Korkmöbeln wird das Material Kork aus den Rinden der Korkeichen gewonnen, die alle 9 Jahre geerntet werden können und somit einen erneuerbaren und nachhaltigen Rohstoff darstellen. (Foto: Maja7777 auf Pixabay)
Rattan: Die Rückkehr des Naturmaterials
Vom Wiener Geflecht des 19. Jahrhunderts bis zu den Gartenmöbeln der 1970er-Jahre hat Rattan eine lange Tradition im Einrichtungsdesign. Die aktuelle Suche nach nachhaltigen Naturmaterialien hat die Rattanpalmen wieder in den Blickpunkt der Möbelhersteller gerückt. Die Stengel der Pflanze sind leicht und dennoch robust. Sie lassen sich als ganzes Peddigrohr oder in geschälter Form als Flechtwerk vielseitig verwenden. Um das Material für den Outdoorbereich wetterfest zu machen, muss es jedoch mit Ölen oder Kunststoffen bearbeitet werden. Als Alternative zu Holz ist es außerdem etwas teurer. Dafür sind Rattanmöbel echte Handarbeit und jedes Stück ein Unikat.
Abseits des Retro-Charmes bieten Möbel aus dem Naturmaterial heute eine neue, nachhaltige Form von naturnahem Einrichtungsluxus . Harmonische Rundungen, eine angenehme Haptik und warme Holztöne machen den Rohstoff vielseitig einsetzbar. Der Gartensessel Roy Cocoon von Vincent Sheppard zeigt eine moderne Formsprache mit einem Fokus auf eleganter Geometrie. Der Titus Dining Chair , ebenfalls von Vincent Sheppard, wirkt mit dem feinen Wiener Geflecht, bekannt von den ikonischen Thonet-Stühlen , hingegen klassischer.
Dank des hellen Eichenholzes lässt sich das Naturmaterial auch gut mit jungen, skandinavischen Einrichtungskonzepten kombinieren. Verspielte Boho-Akzente finden sich im Nautica Swing Chair von Expormin, bei dem großes Peddigrohr für einen markanten Look sorgt. Dem Snug Chair von Feeldgood Designs gelingt es wiederum, die Flechtoptik bekannter 70er-Möbel in ein Einrichtungsdesign zu integrieren, das überraschend zeitgemäß wirkt.
Der Esszimmerstuhl „Titus Dining Chair” von Vincent Sheppard N.V. schafft durch seinen hellen Eichenrahmen und dem licht- und luftdurchlässigem Rattangeflecht eine visuelle Leichtigkeit und ein lockeres Raumgefühl. (Foto: Vincent Sheppard N.V.)
Naturmaterialien und Nachhaltigkeit
Der Erfolg der beiden Naturmaterialien beruht auch auf ihren nachhaltigen Eigenschaften. Die Rinde der Korkeiche kann etwa alle neun Jahre geerntet werden – ohne dass der Baum gefällt werden muss. Kork ist dazu gut recycelbar und auch in der Entsorgung zu einhundert Prozent biologisch abbaubar. Zudem sind die Transportwege aus Portugal, dem größten Korkexporteur der Welt, für europäische Betriebe relativ kurz.
Die Rohre der Rattanpalmen haben zwar einen längeren Weg aus Malaysia oder Indonesien, dafür können einige Sorten bereits nach zwei Jahren geerntet werden. Mit dieser Geschwindigkeit ist Rattan eine interessante Alternative zu Holz. Von den über 600 Sorten werden etwa 40 für den Möbelbau genutzt. Hinzu kommt die Langlebigkeit: Die geflochtenen Möbel aus Rattan können oft ohne großen Aufwand repariert werden und erhalten so ein nachhaltiges zweites Leben.
Die Rohre der Rattanpalme können bereits nach zwei Jahren geerntet werden (Foto: Frantisek Krejci auf Pixabay).
So vielseitig sind Kork- und Rattanmöbel
Die beiden flexiblen Materialien gehören aktuell zu den Gewinnern der Einrichtungsbranche, die vermehrt auf Nachhaltigkeit setzt. Dabei können Hersteller auf ein wachsendes Netzwerk von Produzenten zurückgreifen, während sie Teile ihrer Kollektion auf die schnell wachsende Holzalternative umstellen. Die Flexibilität der beiden Naturstoffe ist außergewöhnlich und setzt den kreativen Köpfen im Einrichtungsdesign kaum Grenzen.
Firmen wie das portugiesische GENCORK entwickeln sogar neue, zukunftsträchtige Technologien, die aus Korkgranulat ohne künstliche Zusätze ein besonders flexibles Basismaterials produzieren – nachhaltig und aus 95 % eigener Energiequellen. Die daraus entstehenden Wandverkleidungen vereinen alle Vorteile von Kork und fügen jedem Raum eine einzigartige, geometrische Dimension hinzu.
Rattan und Kork gehören damit zu den Naturmaterialien mit besten Zukunftsaussichten. Mehr über innovative Materialien und nachhaltige Unternehmen erfahren und erleben Sie auf der imm cologne 2022. Sichern Sie sich jetzt Ihr Ticket!