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Die Kunst des FAIRknüpfens

Handgefertigte Teppiche erobern die Einrichtungswelt

Ein modernes Geschäftsmodell mit traditionellen Knüpftechniken? Wie das funktioniert, zeigen immer mehr Frauen in der Einrichtungsbranche. Mit handgefertigten Teppichen bedienen sie nicht nur den Wunsch vieler Konsumentinnen und Konsumenten nach Individualität und Nachhaltigkeit. Sie übernehmen als Unternehmerinnen auch immer mehr Führung in einer eher männerdominierten Branche. Wir beleuchten die Geschichte der Handwerkskunst und erläutern die Teppich-Trends 2022 in all ihren Facetten.

Handgefertigter Teppich von Bradford Zak auf Unsplash

Mit handgefertigten Teppichen übernehmen Frauen als Unternehmerinnen immer mehr Führung in einer eher männerdominierten Branche. (Foto: Bradford Zak auf Unsplash)

Die Geschichte von Webteppich und Co.

Teppiche aus Schaffell sind seit Jahren beliebt – und gehören zu den ersten Teppichen überhaupt. Schon vor 10.000 Jahren wurden sie von nomadischen Völkern in der heutigen Mongolei mit einer Filztechnik hergestellt. Geknüpfte Orientteppiche wie beispielsweise Kelims haben ebenfalls eine lange Tradition und boten weit mehr als nur Komfort. Die im damaligen Persien oder in der Türkei verbreitete Knüpftechnik ist raffiniert. Besonders schöne Exemplare waren ein Zeichen von Wohlstand und sehr wertvoll.

Nach Europa kam der Teppich durch Reisende wie Alexander der Große oder Marco Polo. In Spanien setzte sich die orientalische Knüpftechnik durch, während in Frankreich überwiegend Webteppiche entstanden – eine Technik, die wahrscheinlich vom Flechten abstammt. Filzen, Wirken und Tuften sind ebenfalls gängige Methoden. Bis heute stehen Teppiche für Stilbewusstsein, Gemütlichkeit und Wärme. Der Webteppich IVAR von Linie Design etwa strahlt mit seinen natürlichen Farben natürliche Behaglichkeit aus. Der Filzkugelteppich Béla von myfelt hat einen verspielten Charakter und der handgetuftete Teppich SATOMI von Linie Design ist ein abstraktes Kunstwerk.

Webteppich „IVAR” von Linie Design

Der Webteppich „IVAR” von Linie Design etwa strahlt mit seinen natürlichen Farben Behaglichkeit und Ruhe aus. (Foto: Linie Design)

Teppichkunst als Women-owned Business

Die Handwerkskunst des Teppichknüpfens und -webens war Frauen zwar nicht vorbehalten. Allerdings blieben sie traditionsgemäß eher im Hintergrund, während Männer die Geschäfte führten. Heute entwerfen und vermarkten immer mehr Frauen ihre Teppiche selbst. Ein prominentes Beispiel ist Nani Marquina , die bereits 1987 ihr eigenes Unternehmen gründete. Sie ist weltweit für ihre einzigartigen Teppiche bekannt und lässt sich von traditionellen Teppichen wie dem Kelim Medina inspirieren.

Neben Nani Marquina wirbeln viele weitere Unternehmerinnen und Designerinnen die Branche auf. Dazu gehören Maryam Ebrahimi von Edelgrund , Mareike Lienau von Lyk Carpet , die Designerinnen Lila Valadan , Mariantonia Urru und Kristiina Lassus oder Franziska Reuber und Birgit Krah von Reuber Henning . Ihre handgefertigten Teppiche zeugen nicht nur von Kreativität und echter Handwerkskunst – sie passen auch perfekt ins Zeitalter, denn Einzelstücke sind heute stark nachgefragt. Darüber hinaus experimentieren die Designerinnen mit nachhaltigen Materialien wie Hanffasern oder recycelten Fahrradschläuchen und legen hohen Wert auf faire Produktionsbedingungen .

Maßgeschneiderte Teppiche für Individualität

Einzigartige, handgefertigte Teppiche sind nicht nur in der Einrichtungsbranche beliebt. Das Handwerk ist auch ein großer DIY-Trend . Immer mehr Menschen legen Wert auf eine individuelle Einrichtung und stellen dafür eigene DIY-Möbel her. Accessoires wie dekorative Teppiche bilden da keine Ausnahme. Es gibt zahlreiche Anleitungen für verschiedene Web-, Tuft- und Knüpftechniken im Internet. Einige Menschen perfektionieren die Handwerkskunst so sehr, dass sie ihre Stücke auf Marktplätzen wie Etsy oder bei Instagram vermarkten.

Maßgeschneiderte Teppiche sind dabei besonders hervorzuheben: Vom eigenen Namen über selbst kreierte Motive bis hin zum Lieblingsfußballverein lassen sich zum Beispiel mit der Tufttechnik Punch Needling die unterschiedlichsten Designs realisieren. Der Personalisierungstrend wird auch von der Einrichtungsbranche aufgegriffen: Bei Anbietern wie The Rug Company oder Moooi Carpets können Kunden in einem Online-Konfigurator die Farben, Größen und Designs der Teppiche anpassen. Die Herstellung limitierter Auflagen scheint sich zu lohnen, da zum einen digitale Tools den Bestellprozess erleichtern und zum anderen Menschen bereit sind, mehr Geld für maßgeschneiderte Teppiche auszugeben.

Handgefertigter Teppich „Medina” von Nani Marquina

Der handgefertigte Kelim „Medina” von Nani Marquina erleuchtet mit seinen bunten, unregelmäßigen Streifen gekonnt jeden Raum. (Foto: Nani Marquina)

Faire und nachhaltige Teppiche

Nachhaltigkeit ist in der Einrichtungsbranche ein wichtiges Thema. Handgefertigte Teppiche sind auch deshalb ein großer Trend, weil sie meistens aus nachwachsenden Rohstoffen wie Schurwolle, Baumwolle, Sisal, Jute, Leinen, Hanf, Kokos oder Bambus hergestellt werden. Im Gegensatz zu anderen Materialien sind natürliche Stoffe biologisch abbaubar. Ihr nachhaltiger Anbau sowie die Schadstofffreiheit wird meist mit Gütesiegeln zertifiziert. Dazu gehört zum Beispiel der Oeko-Tex Standard 100, wie ihn die nachhaltigen Teppiche von benuta aufweisen.

Darüber hinaus entstehen die qualitativ hochwertigen, handgefertigten Teppiche in kleinen Auflagen – ganz nach dem Motto: weniger produzieren und länger nutzen. Da Teppiche oft in wochenlanger Handarbeit im Ausland hergestellt werden – zum Beispiel in Pakistan, Nepal oder Indien – steht neben Nachhaltigkeit auch das Thema Fairtrade im Fokus. Fairness-Siegel wie Care & Fair , eine Initiative des Teppichhandels in Europa, sollen Kinderarbeit verhindern und die Lebensbedingungen von Frauen und Familien verbessern.

Teppich-Trends 2022 und vieles mehr

Ob Knüpf-, Filz- oder Webteppich: Das traditionelle Handwerk der Teppichherstellung blickt auf eine lange Geschichte und hat eine hohe Bedeutung. Heute werden handgefertigte sowie maßgeschneiderte Teppiche immer beliebter, da sie den Wunsch nach Individualität sowie Werte wie Fairness, Qualität und Nachhaltigkeit bedienen. Frauen haben an dieser Entwicklung einen großen Anteil, denn es gibt viele Unternehmerinnen und Designerinnen, die das Kunsthandwerk neu interpretieren und ihre Teppiche selbst vermarkten.

Der Teppich steht damit nicht nur für Komfort und Stil, sondern kann auch ein Statement für einen nachhaltigen Lebensentwurf und gesellschaftlichen Wandel sein. Sie möchten mehr über aktuelle Trends und die Zukunft der Einrichtungsbranche erfahren? Abonnieren Sie den imm cologne Magazin Newsletter !