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Mehr als heiße Luft

90er-Trend: Aufblasbare Möbel feiern ihr Comeback

Alle kannten sie, alle wollten sie und wer einen hatte, war absolut trendy: Die Rede ist von aufblasbaren Sesseln. Quietschig, bunt, auffällig. Anfang der 90er-Jahre brach ein echter Hype rund um die Einrichtung aus Plastik aus. Jetzt feiern die längst vergessenen Möbel ein nachhaltiges Comeback.

Transparentes aufblasbares Sofa in einem Wohnzimmer.

Die Einrichtungsbranche feiert ein unerwartetes Comeback: Aufblasbare Sofas zeigen sich 2022 von ihrer stilvollen Seite und beweisen, dass die Möbel aus Plastik erwachsen geworden sind. (Foto: Mojow)

Das 90er Design bläst sich wieder auf

Schlaghosen, Plateau-Sneaker und Co. begegnen uns gerade wieder an jeder Ecke. Es ist nicht mehr zu leugnen: Die 90er-Jahre feiern ihr Comeback. Warum die 90er-Jahre? Wie Stil-Guru Iris Apfel zu sagen pflegt: „Wenn man lange genug dabei ist, kommt alles zurück“. Und es stimmt: Wir haben gesehen, wie einige Trends aus den 70er-Jahren wieder Einzug in unsere Wohnungen gehalten haben, ebenso wie einige der Exzesse aus den 80er-Jahren . Da war es nur eine Frage der Zeit, bis auch die 90er wieder Einzug halten.

Es gibt noch einen weiteren Grund: All die Menschen, die damals Kinder oder Teenager waren und in diesem Jahrzehnt aufgewachsen sind, stehen jetzt kurz vor oder kurz nach der 30er-Marke. Das bedeutet, dass die Millennials schnell zu einer der wichtigsten Triebkräfte des Einrichtungsmarktes werden: Sie werden sesshafter und investieren mehr Kapital in die Gestaltung ihrer Häuser und Wohnungen. Nicht selten zieht dabei auch ein kleines Stück Vergangenheit mit ein – und die Einrichtungsbranche reagiert prompt mit einer ordentlichen Schippe aufblasbarer Nostalgie.

Aufblasbares Sofa von Mojow in Orange mit Glasgestell

Aufblasbare Möbel sind im Jahr 2022 angekommen. Auch wenn die Farbwelt sich an den 90er-Jahren orientiert, ist die Formsprache deutlich moderner geworden. (Foto: Mojow)

Aufblasbare Möbel gestern und heute

Aufblasbare Sessel lassen uns alle in Erinnerungen an unsere Teenie-Zimmer schwelgen. Dabei findet der Trend seine Wurzeln nicht in der Britney Spears-Ära, sondern schon deutlich früher. Bereits in den 60ern versuchten sich Designer an aufblasbaren Möbelstücken oder anderen Objekten. Auf der 68er-Ausstellung Structures Gonflables in Paris waren alle möglichen fantastischen aufblasbaren Strukturen zu sehen, darunter ein aufblasbarer Pavillon mit aufblasbaren Möbeln. Im selben Jahr stellte der in Vietnam geborene Designer Quasar Khanh eine aufblasbare Möbelserie namens Aerospace vor, zu der aufblasbare Stühle, Sofas, Tische und sogar Lampen gehörten – allesamt im groovigen Design der 60er-Jahre.

1967 ging der erste aufblasbare Sessel in die Massenproduktion. Für gerade mal zwanzig Dollar wurde „Blow“ damals inklusive Luftpumpe und Reparaturset verkauft. Der Stuhl wurde von Jonathan De Pas, Donato D‘Urbino, Paolo Lomazzi und Carla Scolari, vier jungen Designern der italienischen Anti-Design-Bewegung, entworfen. Er wurde vom italienischen Hersteller Zanotta hergestellt und als perfektes Möbelstück für Durchreisende oder Stadtbewohner vermarktet: leicht aufzublasen, leicht zu transportieren und leicht zu lagern, da er im luftleeren Zustand praktisch keinen Platz einnimmt.

Danach wurde es lange Zeit still um die Plastikmöbel. Erst in den späten 90ern kamen aufblasbare Möbel wieder auf. Obwohl sie für eine gewisse Zeit sehr angesagt waren, hatten die Möbelstücke immer mit den gleichen Problemen zu kämpfen: Sie waren oft schlaff, unbequem, fast schon unpraktisch. Doch eine neue Generation von Designern hat das nicht davon abgehalten, mit aufblasbaren Materialen zu experimentieren und dem nostalgischen Trend 2022 wieder Leben einzuhauchen.

Sitzmöbel aus Epoxidharz

Das Design mutet luftig-leicht an, ist jedoch so stabil wie Holz oder Hartplastik. Designer Seungjin Yan fertigt seine Sitzmöbel aus Epoxidharz und sorgt so für eine optische und haptische Täuschung. (Foto: Yoshihiro Makino)

All blown and grown up: Moderne aufblasbare Sessel & Co.

Ganz so schrill wie in den 90ern ist die neue Generation der aufblasbaren Möbel allerdings nicht. Konnte der Trend früher nicht bunt genug sein, zeigt er sich heute von seiner erwachsenen Seite.

Als Vorreiter für moderne, aufblasbare Möbel zählt in der Einrichtungsbranche Mojow . Das Designlabel bezeichnet sich selbst als kreatives Labor – und wird diesem Titel mehr als gerecht. Die Entwürfe verfolgen einen abstrakten, fast grafischen Ansatz. Ob aufblasbares Sofa, Sessel oder Tisch: Hauptsache unkonventionell. Die schweizerischen Designer holen den 90er-Jahre Trend der aufblasbaren Möbel wieder in die Welt der Einrichtung zurück, wie kaum jemand anderes in der Branche. Dabei schafft Mojow immer eine Symbiose aus Vergangenheit und Moderne, indem sie Plastik mit zeitgenössischen Materialien kombinieren. Die aufgeblasenen, weichen Sitzflächen stehen im Kontrast zu Gestellen aus hartem Metall, Holz oder Glas. Dieses Zusammenspiel sorgt für eine starke und spannende Optik. Auch Mojows Farbwelt ist, neben zurückhaltenden schwarz-weiß Tönen, eine Hommage an den Ursprung der aufblasbaren Möbel und bringt die schrillen Farben der 90er-Jahre in zeitgenössische Räume.

Nicht nur in puncto Design hat Mojow aufblasbare Möbel weiterentwickelt. Plastik und PVC gehören zu den umweltschädlichsten Materialien. Für die Herstellung ihrer Produkte soll zukünftig ausschließlich recyceltes und biologisch abbaubares Thermoplastisches Polyurethan (PTU) verwendet werden. Im Gegensatz zum früher genutzten PVC ist es deutlich robuster, langlebiger und umweltfreundlicher.

Auch das Designduo Objects of Common Interests lässt den 90er-Jahre-Trend wieder auferstehen. Die aufblasbaren Stehlampen und Skulpturen sind alle mit transparentem Plastik gestaltet und werden eher durch ihre Form zum Hingucker. Von der Natur inspiriert, arbeitet das Designduo vor allem mit runden, amorphen Formen. Zugegebenermaßen sind die Skulpturen mit bis zu 3 Metern Höhe und einem Preis von bis zu 8.000 Euro nicht unbedingt für jeden geeignet. Dennoch zeigen sie, wie kunstvoll luftgefülltes Interior sein kann.

Ein alltagstaugliches Design präsentierte Designer Egidio Panzera bereits 2009. Der Raumteiler Sacea Bablò ist ein multifunktionales Möbelstück, das als Raumteiler oder als Luftmatratze genutzt werden kann.

Spannend sind auch die Stücke von Seungjin Yang. Was auf den ersten Blick aussieht, wie echte Luftballons, sind aus Epoxidharz gefertigte Imitate. Damit schafft der koreanische Designer eine witzige Alternative für alle, die nicht auf den Look aufblasbarer Möbel verzichten wollen, denen das Material aber zu heikel ist.

Die 90er sind bereit für die Zukunft

Ob vorübergehende Modeerscheinung oder dauerhafter Trend: Noch stecken aufblasbare Sessel, Sofas und Co. in den Revival-Anfängen. Doch schon jetzt ist klar: Der Trend hat großes Potenzial, nicht nur mit Blick auf die Designmöglichkeiten. Angesichts der Umweltschäden durch den weltweiten Transport können Einrichtungsgegenstände, die sich aufblasen, zusammenfalten und in einen Koffer packen lassen, vielleicht wirklich eine nachhaltige Zukunft unterstützen.

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