Netflix-Effekt: Wie Serien die Einrichtungsbranche beeinflussen
Netflix ist aus dem Alltag der meisten Menschen nicht mehr wegzudenken – vor allem in Zeiten der Corona-Krise. Wie groß der Einfluss des Streaming-Anbieters wirklich ist, zeigt sich jetzt in einem neuen Phänomen: dem Netflix-Effekt. Was genau sich dahinter verbirgt und wie die Einrichtungsbranche den Effekt erfolgreich für sich nutzen kann, erfahren Sie hier.
Smartphone mit dem Startbildschirm von Netflix
Was ist der Netflix-Effekt?
Netflix hat vieles verändert. Vorbei sind die Zeiten, in denen das lineare Fernsehen das Programm vorgibt. Seit Jahren können wir selbst bestimmen, wann und wo wir was gucken wollen. Dass der Einfluss von Filmen und Serien auf das reale Leben wächst, ist nicht überraschend. Immerhin nutzten im vergangen Jahr 13 Prozent der Netflix-Abonnenten die App täglich, 29 Prozent mehrmals wöchentlich. Oft rücken Serien und Filme dabei gesellschaftlich relevante Themen ins Rampenlicht, die sonst weit weniger Aufmerksamkeit bekommen hätten.
Immer häufiger sind Netflix-Serien aber auch Trendsetter, wenn es um Mode oder Einrichtung geht. Und das Phänomen trägt jetzt einen eigenen Namen: Der Netflix-Effekt. Mit dem Boom des Streaming-Anbieters hat sich nämlich nicht nur das Konsumverhalten in Sachen Fernsehen, sondern auch unser Such- und Kaufverhalten deutlich verändert.
Schach, Vans und historische Vintage-Einrichtung: Wie Netflix Trends bestimmt
Das wohl bekannteste Beispiel ist die koreanische Thrillerserie Squid Game. In über 90 Ländern war die Serie nach Veröffentlichung auf Platz 1 des Streaming-Anbieters. Neben kontroversen Schlagzeilen über Schülerinnen und Schüler, die brutale Spiele aus der Serie nachahmen, schnellte auch die Anfrage nach roten Overalls in die Höhe. Der eigentliche Gewinner der Serie: Vans. Die Verkaufszahlen des Schuhherstellers stiegen um beeindruckende 7.800 Prozent. Der klassisch weiße Vans Slip-On wurde innerhalb weniger Wochen zum Verkaufsschlager. Grund dafür: Alle Darstellerinnen und Darsteller der Serie tragen diesen Schuh. Keineswegs ein Einzelfall.
Queen‘s Gambit, die Serie rund um die junge talentierte Schachspielerin Elizabeth, sorgte für einen Boom in der Schachwelt. Die Suchanfragen „Schach“ und „Schachregeln“ haben sich in kürzester Zeit verdoppelt, der Verkauf von Schachspielen um beeindruckende 1.000 Prozent. Doch nicht nur das Schachspiel als solches erlebte einen Hype, auch das Karomuster feiert seit dem Serienstart ein Revival. Zunächst in den Modeblogs, später dann auch in der Einrichtungsbranche. Möbel im Schachbrettmuster zählen zu den großen Trends in diesem Jahr.
Neben Queen’s Gambit sorgt die Serie Bridgerton für Inspiration bei den Zuschauerinnen und Zuschauern. Schaupatz des meistgesehenen Netflix-Dramas ist die Londoner Ballsaison im Jahre 1814. In den sozialen Medien wurden bereits kurz nach Release erste Kostüme der Serie kopiert. Besonders gefragt: Korsetts. Die Vogue betitelt diesen Stil als Regency-Core. Und auch im Interior Design ist die Regency-Ära wieder da. Stuck, Mustertapeten, Posamenten, Kronleuchter, Gemälde und feines Porzellan: Das Set verkörpert alles, was typisch ist für diese Zeit von 1811 bis 1820, in der die Serie spielt. Eine Ära, die für pompösen Stil, viel Textil und geschmackvollen Überfluss steht. Während Minimalismus und Natürlichkeit in den vergangenen Jahren die Einrichtungstrends bestimmten, ist Vintage-Einrichtung seit Bridgerton gefragter denn je.
Spätestens jetzt dürfte klar sein, wie groß der Einfluss von Netflix auf das Konsumverhalten der Zuschauerinnen und Zuschauer ist. Netflix ist mehr als ein reiner Streamingdienst zum Zeitvertreib. Gegründet als DVD-Verleih, ist Netflix mit 200 Millionen aktiven Abonnenten weltweit der Spitzenreiter unter den Streamingdiensten. Und die Zahl wächst jährlich. Die App ist mittlerweile zum Trendradar geworden, das Unternehmen nicht unterschätzen sollten.
Eine kaufkräftige Zielgruppe: Netflix-Nutzerinnen und Nutzer kaufen deutlich häufiger online ein als die Gesamtbevölkerung. (Foto: Statista)
Der Netflix-Effekt und was Unternehmen daraus lernen können
Klassische Produktplatzierung kennen wir bereits aus dem linearen Fernsehen. Netflix hebt diese Art des Marketings auf das nächste Level. Bestes Beispiel dafür ist Walmart. Das amerikanische Unternehmen hat gemeinsam mit der Netflix-Serie Queer Eye eine Kooperation gestartet und verkauft moderne, aber dennoch erschwingliche Einrichtungsgegenstände. Queer Eye ist ein Makeover-Format, in dem fünf Experten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern dabei helfen, ihrem Aussehen und Zuhause ein Makeover zu verpassen – emotionale Gespräche inklusive. Die perfekte Mischung aus subtiler Produktplatzierung und Wow-Faktor nach dem Makeover der Wohnung.
Serien erzeugen Bedürfnisse und wecken Begehren. Und die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer gehen diesen nach. Im Jahr 2021 haben rund 49,8 Prozent der Personen, die den Videostreaming-Dienst Netflix nutzen und/oder ein Abonnement haben, angegeben, mindestens einmal im Monat etwas im Internet zu bestellen. In der Bevölkerung traf dies auf rund 34,2 Prozent zu. Ganze 20 Prozent der Netflix-Abonnenten gaben sogar an, mindestens einmal die Woche etwas zu bestellen. Ob jede Bestellung auf eine Serie oder einen Film zurückzuführen ist, bleibt offen. Dennoch beweisen die Zahlen, dass Netflix-Nutzerinnen und Nutzer deutlich mehr konsumieren. Und dieses Potenzial können Einrichtungsunternehmen für sich nutzen – insbesondere beim aktuellen Onlineshopping-Boom in der Branche.
Natürlich kann nicht jedes Unternehmen eine Kooperation mit einer Netflix-Serie starten, geschweige denn eine eigene produzieren – immerhin ist das die Königsdisziplin des Netflix-Effekts. Trotzdem kann der Streamingdienst als Trendradar äußerst hilfreich sein. Wer Produkte designen möchte, die bei der Zielgruppe ankommen, muss wissen was sie interessiert. Dabei lohnt es sich einen Blick über den Tellerrand zu werfen in Richtung Netflix – und natürlich auch andere Streaminganbieter. Welche Serien trenden gerade? Was ist das Thema der Serie? Ein Blick in die Serien- und Filmtrends oder auf Goolge Trends reicht aus, um potenzielle Strömungen zu erkennen. Durch genaues Beobachten können Unternehmen sich damit an die Spitze des Netflix-Effekts setzen.
Erfolgreich mit Netflix Werbung
Der Netflix-Effekt steht exemplarisch für das veränderte Konsumverhalten von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Klassische Werbung im linearen Fernsehen reicht heute nicht mehr aus, um die nächste Generation einer potenziellen Käuferschaft zu erreichen. Vor allem junge Menschen lassen sich bei Kaufentscheidungen immer häufiger von sozialen Medien wie Pinterest und Instagram beeinflussen. Netflix könnte jetzt der nächste große Coup in puncto Marketing werden.
Ob Produktplatzierung oder Kooperation: Unternehmen sollten vorher genau klären, wo und in welchem Zusammenhang das Designprodukt platziert wird. Sonst kann die Werbemaßnahme schnell nach hinten losgehen, wie Peloton schmerzhaft erfahren musste. Nachdem in der ersten Folge des Reboots der Erfolgsserie „Sex and the City“ einer der Hauptfihuren auf dem Trainigs-Fahrrad stirbt, brach die Aktie des Unternehmens massiv ein. Der Netflix-Effekt ist also nicht zu unterschätzen und kann, richtig eingesetzt, zum erfolgreichen Werbekanal werden.
Welche Trends sich in der Einrichtungsbranche noch abzeichnen, erfahren Sie unserem magazine by imm cologne Newsletter .