Das Haus 2013 – Interiors on Stage
Welche Möglichkeiten haben wir, unsere Form des Wohnens weiterzuentwickeln? Da gibt es technologische Ansätze, Nachhaltigkeitskonzepte, soziale und multikulturelle Utopien und Ideale. Und es gibt seit dem 14. Januar 2013 ein Experiment zur Idee des grünen Wohnens: das in diesem Jahr von Luca Nichetto für die aktuelle internationale Möbelmesse imm cologne gestaltete „Das Haus – Interiors on Stage“. Der venezianische Designer setzt in seinem Entwurf einen Schwerpunkt auf Wohnlösungen, die ein Leben in unmittelbarem Miteinander mit der Natur ermöglichen sollen.
Die Architektur von „Das Haus“ – eine Struktur aus durchlässigen Wänden und großen Fenstern mit einem begrünten Innenraum – inszeniert dabei ein kunstvolles Wechselspiel zwischen innen und außen. Natur ist bei Luca Nichettos „Haus“ integrales Element der Architektur und des Interior Designs. So wurden in den lamellenartig aufgefächerten Außenwänden rund 350 Pflanzen platziert. Im Inneren übernehmen Topfpflanzen spezifische, das Raumklima verbessernde Funktionen und markieren als grüne Wände die unterschiedlichen Wohnbereiche, ohne die Sicht zu behindern. Sie stehen für die Natur als ein mit Macht von außen in den Wohnbereich des Menschen strebendes Element.
Das Wohnzimmer ist das „grüne Herz“ von Luca Nichettos „Haus“. Hier überschneiden sich nicht nur die zwei in Kreuzform angelegten, quaderförmigen Volumen seines architektonischen Körpers, sondern auch sämtliche Wohnbereiche. Nichetto vergleicht „Das Haus“ mit einem Mikrokosmos, der für den ganzen Planeten steht, ein globales System, in dem das Wohnzimmer für das Haus die gleiche Funktion hat wie der Amazonas-Regenwald für das Klima der Erde.
Für die Bestückung dieses Projekts mit Topfpflanzen realisierte Luca Nichetto mit dem italienischen Keramik-Hersteller Bosa eine eigens für „Das Haus“ entworfene Keramik-Containerserie DHP (Das Haus Pot). In der ersten, limitierten Edition wurden die DHP-Töpfe zudem mit dem Logo „Das Haus“ und der Signatur von Luca Nichetto versehen. Sie können am Ende der Ausstellung erworben werden.
Skandinavische Schlichtheit mit italienischem Innenleben
Die schlichte, mit natürlichen Materialien und Farben eher zurückhaltend gestaltete Architektur des „Hauses“ bildet den Rahmen für die Möblierung, die überwiegend von Luca Nichettos Entwürfen bestimmt wird. „Es war mir wichtig, dass eine Atmosphäre entsteht, die eine Verbindung zur Natur stiftet und gleichzeitig Intimität schafft. Ich will modern wohnen, aber ich will mich auch zuhause fühlen können“, bekennt sich Luca Nichetto zu einem Wohnstil, mit dem sich viele Menschen identifizieren können. Dabei verzichtet sein Entwurf weitgehend auf geschlossene Räume: „Ich mag die Idee, dass es die Möbel sind, die dem Raum seine Funktion geben.“
Neue Produkte von Luca Nichetto
Anlässlich dieses Events gestaltete Luca Nichetto eine Reihe von Produkten und Produktvarianten, die in „Das Haus – Interiors on Stage“ auf der imm cologne 2013 das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden. Auch hier sind wieder die für Luca Nichetto typischen sprechenden Formen anzutreffen, insbesondere bei der Schrankkollektion Toshi, entworfen für Casamania, und der Flamingo Tischkollektion von MGLab, welche Luca Nichetto für den öffentlichen Bereich entwickelt hat. So erinnern die in unterschiedlichen Höhen und Zusammenstellungen angebotenen Schränke durch die Linearität und Reinheit ihrer geometrischen Form an die japanische Architektur, auf die auch der Name (japanisch „Toshi“ = „Stadt“) und die an Tokioter Mosaikverzierungen erinnernde Oberflächengestaltung der Schränke Bezug nehmen. Die Tische der ebenfalls in Größe stark variierenden Kollektion Flamingo wiederum machen es den gleichnamigen Vögeln nach und balancieren ihr Gewicht dank eines breiten, vierteiligen Fußes elegant auf einem einzigen langen Bein.
In dem neuen Lederbezug entfaltet das Cassina-Sofa La Mise eine völlig neue, sehr natürlich anmutende Wirkung. Es trägt seinen Bezug leger, wie eine Art Freizeitbekleidung, weich, üppig und leicht gepolstert. Die für De Padova entwickelte neue Indoor-Variante des Tisches Railway Outdoor überträgt das Konzept eines innen wie außen einsetzbaren Esstisches, der Charakter mit sauberer Linienführung verbinden sollte, auf die neuen Materialien Eiche und Marmor (in weißem Carrara oder schwarzem Marquina). Neu sind auch die Tisch-Uhr und die Buchstütze der Keramik-Accessoire-Serie Swell von Petite Friture, die noch eine Stifthalterung und eine Schlüsselablage umfasst.
Für Nodus entwarf Luca Nichetto gleich zwei neue Teppiche: Morgane und Regata Storica. Letzterer zeigt die grafisch aufgelöste Darstellung einer historischen venezianischen Regatta und verwendet dabei die klassischen Farben der Boote. Morgane ist aus dem gleichnamigen Muster entstanden, das die französische Illustratorin und Designerin Morgane Pluchon für Luca Nichetto entworfen hat, um damit die Außenfassade von „Das Haus“ zu bekleiden. Die Illustration zeigt zehn Designobjekte von Luca Nichetto in harmonischer Koexistenz mit einer von Tieren und Menschen bewohnten Naturidylle – ein Motiv, welches das Grundthema seiner Interpretation von „Das Haus“ versinnbildlicht. Morgane wird per Hand von professionellen indischen Teppichknüpferinnen gefertigt.
Und schließlich der komfortable Clubsessel Hai, den Luca Nichetto für den Online-Versender One Nordic Furniture Company entwarf. Er verbindet Qualität mit charakterstarker Formgebung und versandtechnisch geforderter Modularität, die durch die drei Komponenten Metallrahmen, Sitz und Aufbau (bestehend aus den Rücken- und Armlehnen) gegeben ist, welche vom Kunden montiert werden.
Systematisch aufeinander abgestimmte Farbräume, erstellt mit dem NCS Colour System
Die Farbpalette, die Luca Nichetto für „Das Haus“ gewählt hat, verbindet natürliche, an skandinavische Landschaften erinnernde Farben mit den für die venezianische Tradition so typischen, weichen Pastelltönen. Vorbild waren die aus dem 18. Jahrhundert stammenden Gemälde Canalettos von Venedig, die perfekt zu den natürlichen Fußböden in Eiche natur, Feinsteinzeug und handgegossenem, mit Naturfarben eingefärbtem Beton passen.
Die Farben verdeutlichen zudem die räumlichen Zusammenhänge der zwei sich kreuzenden Volumen von „Das Haus“. Mit Hilfe des NCS Colour Systems wählte Nichetto behutsam spezifische Farbräume für jeden Wohnbereich, wobei die unterschiedlichen Farbtöne aneinanderstoßender Räume durch identische Oberflächen-Finishes verbunden wurden. Selbst die Auswahl der Möbel und Accessoires orientierte sich stark an den ausgewählten Farben jedes Raums. Nichetto will, dass den Besucher von „Das Haus“ ein Gefühl von Wärme empfängt.
Faszination Gesamtkunstwerk
Keines der Details ist willkürlich gewählt oder platziert, alles ordnet sich dem Plan eines Wohnkonzepts harmonischer Verflechtung von innen und außen, Architektur und Natur unter. Nichettos oberstes Ziel ist es, dem Besucher ein möglichst authentisches Gefühl für seine Idee vom „grünen Wohnen“ zu vermitteln. Alle Sinne sollen hierbei angesprochen werden.
Die Möbel sind für Luca Nichetto nur eine Komponente des Arrangements. Sein Konzept umfasst neben der nuancenreichen Farbpalette, den Materialwirkungen, den zur Raumfunktion passenden Pflanzen und Accessoires auch Kunstwerke, Porzellanobjekte, Vogel-Repräsentationen und Grafiken bis hin zu Düften und Musikeinspielungen – ein Gesamtkatalog an Eindrücken, den eine Messeinstallation inmitten des geschäftigen Treibens kaum zur Gänze transportieren kann. Gleichwohl erfüllt sie Bedingungen an ein Gesamtkunstwerk, wie es heute nur noch selten realisiert wird. „Ich liebe es nun einmal, auch auf die Kleinigkeiten zu achten“, gesteht Luca Nichetto. „Designer müssen eine Sensibilität für die Zusammenhänge von Architektur, Möbel, Farben und Materialien entwickeln – ihre Arbeit kann die Wahrnehmung des Raums von Grund auf ändern.“ „Das Haus“ ist für Luca Nichetto eine Gelegenheit, ein Gefühl für diese Sensibilität und ihre Bedeutung zu vermitteln. „Im Kern ist ‚Das Haus‘ für mich ein ‚Slow-House‘ – eine Kombination von SLOW FOOD + HOUSE = SLOW HOUSE –, ein Ort, der sich um dich kümmert, wenn du ihn pfleglich behandelst.“
Mit dieser Art Leidenschaft für das Detail ist Luca Nichetto nicht allein. Doch muss der Kenner weiter zurückschauen, um Nichettos Vorbildern nachzuspüren. Es sind Designer und Architekten wie Arne Jacobsen, Gio Ponti, Ray und Charles Eames, George Nelson und Carlo Scarpa, in deren Arbeiten man diesem Anspruch einer Gesamtgestaltung begegnet. Doch dieser multidisziplinäre Aspekt verschwand nach den 50er- und frühen 60er-Jahren mehr und mehr, “weil“, so Nichettos Deutung, „das Design sich immer weiter spezialisierte. In diesem Sinne ist ‚Das Haus‘ sicherlich eines meiner ersten echten Interior Designs.“
Die von Luca Nichetto gestalteten Produkte, die für das Interior Design von „Das Haus“ verwendet wurden, stammen von den folgenden Herstellern, deren freundliche Unterstützung zum Gelingen des Projekts wesentlich beigetragen hat: Bosa, Carlo Moretti, Casamania, Cassina, David Design, De Padova, Discipline, Established & Sons, Fornasarig, Foscarini, Fratelli Guzzini, Gallery Pascale, Gallotti & Radice, Globo, Italesse, Kristalia, La Chance, MGLab, Moroso, Nodus, Offecct, Ogeborg, One Nordic Furniture Company, Petite Friture, Plust, Prosciutteria King‘s, Refin, Salviati, Skitsch, Skultuna, Tacchini, Tobeus und Venini. Darüber hinaus hat Luca Nichetto eine Reihe von Produkten und Objekten integriert, die von befreundeten Designern und Künstlern stammen, sowie eine Reihe von Designklassikern.